Online Bestellen ist zuckersüß – aus meinem Alltag in Indien

Während des strikten Lockdowns im April 2020 habe ich meinen ersten Versuch gemacht, Lebensmittel online zu bestellen. Doch die erforderliche Geduld, um einen heiß begehrten Slot zu ergattern, war damals definitiv nicht auf meiner Seite. Wir sind auch keine Freunde von Online-Bestellungen.

Bevor etwas in meinem Einkaufswagen landet, checke ich das Verfallsdatum und durch die durchsichtigen Verpackungen hindurch versuche ich mich in Schädlingserkennung. Man lernt schließlich dazu! Auch beim Kauf von Früchten und Gemüse bin ich inzwischen zur indischen Hausfrau mutiert. Die Früchte zu tasten, zu riechen und auf ihre Qualität zu untersuchen, habe ich verinnerlicht.

Ich glaube, ich höre sogar den Unterschied zwischen einer reifen und unreifen Wassermelone. Genügend lange habe ich die Verkäufer dabei beobachtet, wie sie die grünen Wassermelonen abklopfen und ihrem Klang lauschen. Die reife Melone hat einen etwas hohleren Ton. Echt wahr!

Früher vor Corona erledigte ich meine Besorgungen weitgehend alleine. Ich rief mir einen Call Driver und verband den Einkauf meistens mit etwas Unterhaltung. Freundinnen treffen, bei Starbucks einen Kaffee trinken, im Bücherladen herum schmökern, Suriyan vom Schulbus abholen … Kleine Vergnügungen eben, denn ich wollte die 4 Stunden, die ich für den „Mietfahrer“ sowieso bezahlen musste, möglichst ausschöpfen. Doch seit über einem Jahr habe ich dies nicht mehr getan.

Die Einkäufe erledigen mein Mann und ich nun gemeinsam. Inzwischen sind wir zu einem richtig speditiven, harmonischen Einkaufsteam zusammengewachsen.

Vor einigen Wochen erklärte uns eine nette Frau im Supermarkt, dass man ganz bequem per WhatsApp bestellen kann und alles frei nach Hause geliefert würde. Prabhu speicherte die Nummer auf seinem Smartphone und wir vergaßen es wieder.

Doch die letzten zwei Wochen war mein Liebster beruflich außer Haus. Das Dream-Team des Einkaufs jäh auseinandergerissen!

Da erinnerte ich mich an diese WhatsApp-Nummer und startete einen ersten Versuch. Oh, wie praktisch! Alles klappte hervorragend. Ein netter junger Mann trug alles in den ersten Stock und ich konnte mit meiner Kreditkarte bezahlen.

Ich gebe es zu: Ich bin auf den Online-Bestell-Geschmack gekommen. Inzwischen habe ich viermal eine Bestellung aufgegeben und alles klappte zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Nun gab es da so eine gratis Zuckeraktion. Wenn man für 1500 Rupees einkaufte, bekam man ein Kilo Zucker gratis dazu. Auch den Zucker brachte der nette junge Mann in seiner großen Liefertasche zum Vorschein. „Den kannst du für dich behalten“, sagte ich zu ihm, denn ich brauche nur Rohrzucker oder Jaggery. So wiederholte sich dies dreimal und der nette junge Mann freute sich jeweils über den Zucker. Die vierte Bestellung irritierte mich etwas. Ich bekam drei verschiedene Liefercodes zugeschickt. „Warum denn dies?“, fragte ich mich. Fröhlich tischte der junge Mann alles auf meine Schaukel und kramte schließlich drei verschiedene Einkaufszettel und drei Kilo Zucker hervor. Da war des Rätsels Lösung! Meine Großzügigkeit hat den jungen Mann zum Zuckerhandel inspiriert. Ich konnte ein Schmunzeln nicht zurückhalten, während er die drei Kilo Zucker glücklich wieder in die Tasche packte.

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