Räge, Rägetröpfli – Monsunzeit in Indien

Langsam beginnt es in unserem Haus zu schimmeln. An Lederwaren zeigt sich der graue Schimmelpilz immer zuerst. Aber auch die Kleider aus dem Schrank sind bereits alle leicht feucht. Wäsche trocknen ist schwierig. Draußen ist es 27 Grad. Ab und zu regnet es und die Luftfeuchtigkeit beträgt 80 Prozent. Mich fröstelt es. Die Granitplatten fühlen sich so kalt an, dass ich heute sogar Socken angezogen habe. In den Regenpausen hört man die Vögel und Eichhörnchen piepsen. Sie kommen aus ihren Unterschlüpfen hervor und versuchen sich zu trocknen. Man hört Frösche quaken und die Moskitos freuen sich über die unzähligen Pfützen, um ihre Eier abzulegen und sich immens zu vermehren.

Ende Oktober hat bei uns der Nordost-Monsun angefangen. Und er bringt dieses Jahr Regen, sehr viel Regen – zu viel Regen. In der Nacht auf Sonntag hat es in einigen Stunden über 200 mm geregnet. Viele Straßen wurden überschwemmt und viele Häuser und Wohnungen in tiefgelegenen Quartieren geflutet. Seit der großen Flut in 2015 haben wir keine solchen Regenmassen mehr gesehen.

Unsere Straße gleicht einem Fluss.

Auch bei uns kam das Wasser bis zum Hauseingang und da weitere Niederschläge vorausgesagt wurden, beschlossen wir, Sandsäcke zu legen.

Hilfe! Das Wasser kommt bis zum Tor.

Eigentlich hätte ich es wissen sollen. Es ist immer das Gleiche: Wenn wir uns entscheiden, die schweren Sandsäcke vor das Tor zu hiefen, dann ist alles halb so schlimm. So war es auch dieses Mal. In der Nacht gab es eine längere Regenpause und das Wasser ging bedeutend zurück. Vorerst Entwarnung.

Entwarnung vor zwei Szenarien, die ich unbedingt vermeiden möchte. Das Putzen und Aufnehmen des Schmutzwassers, wenn es im Erdgeschoss bei meinen Schwiegereltern eindringt. Bei solchen Wassermassen versagt oft auch die Kanalisation. Zweitens gilt es unbedingt zu vermeiden, dass meine Schwiegereltern in den ersten Stock, in unsere Wohnung „flüchten“ müssen. Dieses Zusammenrücken ist im Notfall selbstverständlich, aber wenn man es verhindern kann, dann ist es zum Wohl aller definitiv die bessere Lösung.

Die Schulen, die am ersten November endlich wieder für alle Klassen öffnen konnten, sind nun wieder geschlossen. Government Holiday für viele Bezirke in Tamil Nadu! Viele Schulen wurden zu Relief-Camps umfunktioniert.

Viele Schulen, vor allem Privatschulen sind inzwischen so gut auf Online-Unterricht eingestellt, dass sie einfach auf online umschalten. Wobei auch nur diejenigen, die Strom haben, teilnehmen können. Am Sonntag hatten wir viele Stunden keinen Strom. Je länger ein Stromausfall dauert, desto hibbeliger werde ich.

Im Jahr 2015 hatten wir mehrere Tage lang keine Elektrizität und als der Zyklon Vardah (2016) über uns hinwegfegte sogar eine ganze Woche lang. Dies war wirklich nicht nett, ein kleiner Albtraum. Kein Handy, keine Kommunikation nach außen, kein Wasser, kein Fan, kein Kühlschrank … So viele Annehmlichkeiten hängen am Strom und wenn dieser länger wegfällt, dann wird es schnell unangenehm, unbequem.

Wir brauchen Elektrizität, um Wasser zu reinigen und auch um das normale Verbrauchswasser aufs Dach zu pumpen. 2015 mussten wir von Hand Wasser vom Brunnen holen und in den ersten Stock schleppen.

Auch am Sonntag hatten wir kein Trinkwasser mehr. Und Prabhu musste eine 20-Liter-Flasche kaufen. Weitere Niederschläge sind vorausgesagt und Morgen soll es nochmals sehr stark regnen.

Herzliche Regengrüsse aus Chennai

Irène

7 Antworten

  1. Oh je…..ich drücke dir die Daumen,
    dass es nicht so heftig wird und ihr euch trotzdem wohl fühlen könnt. Euch liebe Irene alles Gute! Bleibt vorallem gesund. Liebe Grüße Heidi DE

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