Gegenseitiger Respekt zwischen den Religionen in Srimushnam

Respekt zwischen den Religionen

Am Montag war Masi Magam, ein bedeutsamer Festtag im tamilischen Kalender, der im tamilischen Monat Masi (Februar-März) stattfindet. Masi Magam wird an dem Tag gefeiert, an dem der Vollmond zum Magha-Stern in einer Linie steht. Magha ist der Geburtsstern von Königen und königlichen Persönlichkeiten. Man glaubt, dass man an diesem Tag von einem göttlichen Bewusstsein durchdrungen wird. Himmlische Wesenheiten sollen an diesem Tag auf die Erde herunterkommen und ein heiliges Bad in den heiligen Gewässern nehmen. Dabei sollen sie auch die Menschen von ihren Sünden befreien. Die Essenz aller Rituale, die in vielen Tempeln in Südindien, vor allem aber in Tamil Nadu vollzogen werden, dienen der spirituellen Reinigung. Heilige Flüsse haben an diesem Tag besondere Kräfte und aus diesem Grund versammeln sich Millionen von Pilgern an den Flüssen oder am Meer, um rituelle Bäder zu nehmen. 

Die Legende von Masi Magam erzählt von König Vallala in Tiruvannamalai, einer Stadt in Tamil Nadu. Der König war sehr besorgt, weil er keine Nachkommen hatte. Wer sollte seine letzten Sterberiten durchführen? Er war ein gottesfürchtiger Mann und betete innig zu Lord Shiva. Dieser erschien ihm in der Form eines kleinen Jungen und versicherte ihm, dass er persönlich dafür sorgen würde, seine letzten Riten durchzuführen. Der König starb an Masi Magam und wie versprochen vollzog Shiva die letzte Ölung des Königs. Lord Shiva versicherte auch, dass diejenigen, die an diesem Tag ein heiliges Bad nehmen, mit seinem Segen Befreiung erlangen werden.  

Die Hauptgottheiten der Tempel werden an Masi Magam in farbenfrohen Prozessionen, begleitet von Musik, an die Ufer des Meeres oder an heilige Flüsse gebracht. Oft werden lange Fußmärsche zurückgelegt, was manchmal mehrere Tage dauern kann. Viele Gläubige begleiten diese Prozessionen. Die Götter und Göttinnen erhalten an den dafür vorgesehenen Orten ein zeremonielles Bad  (Theerthavari) und die versammelten Anhänger tun es ihnen gleich. Poojas (Lobpreisungen) werden durchgeführt und Prasad (gesegnete Speisen) werden an die Teilnehmer verteilt. 

In Srimushnam, einem Ort in Tamil Nadu, gibt es an Masi Magam ein ganz besonderes Ritual. Während man in Indien oft über Konflikte zwischen Hindus und Muslims hört, so leben die beiden religiösen Gemeinschaften in Srimushnam in gemeinsamer Wertschätzung und Eintracht zusammen. Bei der Prozession begrüßen die Würdenträger der Muslime Lord Varaha (Avatar von Vishnu) und übergeben als Geschenke Seidenstoffe, Reis und Kokosnüsse. Im Gegenzug lassen die Hindus die Geschenke in der Moschee segnen und schmücken das Grab von Rahmatullah. Diese schöne Geste zwischen Hindus und Muslimen besteht seit über 200 Jahren. 

Mit etwas Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung wäre viel möglich!

Eine Antwort hinterlassen