Der 50-jährige der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte.

Buchrezension: “Der 50-jährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte” von Mikael Bergstrand

Lesezeit: 4 Minuten

Da ich aufgrund einer schweren Erkältung ein paar Tage im Bett verbringen musste, brauchte ich dringend neuen Lesestoff. Der Roman “Der 50-jährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte“ von Mikael Bergstrand stand schon länger auf meiner Leseliste. Von der ersten Seite an zog mich die Geschichte in ihren Bann, und im Nu hatte ich das Buch verschlungen.

Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte

Humorvoller Schreibstil mit Tiefgang

Was sofort ins Auge springt, ist der humoristische, lockere Schreibstil des Autors. Mikael Bergstrand gelingt es, ernste Themen mit einer ordentlichen Portion Witz zu verpacken, was mich immer wieder zum Schmunzeln, ja sogar zum Lachen brachte. Gleichzeitig schafft er es, den Leser zum Nachdenken anzuregen – eine Kombination, die das Buch so besonders macht.

Ein Protagonist, der überrascht

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 52-jährige Göran Borg, ein geschiedener Journalist aus Schweden. Göran ist ein Gewohnheitstier. Sein Leben verläuft immer in der gleichen Routine. Es scheint, dass er in seiner Monotonie gefangen ist. Noch immer trauert er seiner Ex-Frau nach, und seine Tage verlaufen grau und farblos. Anfangs wirkt er phlegmatisch und fast schon langweilig – kein typischer Held, den man sofort ins Herz schließt. Doch je mehr man über seine Lebensgeschichte und Gedankenwelt erfährt, desto sympathischer wird er. Göran ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, der im Verlauf des Buches langsam und in kleinen Schritten eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.

Als Göran nach 25 treuen Dienstjahren seinen Job verliert, gerät seine Welt endgültig aus den Fugen. Ohne berufliche Perspektive und mit einer ausgewachsenen Lebenskrise konfrontiert, lässt er sich widerwillig von seinem alten Schulfreund Erik zu einer Reise nach Indien überreden. Erik, ein Frauenheld und Reiseführer, verspricht ihm Ablenkung und Abenteuer – doch Göran ahnt nicht, wie sehr diese Reise sein Leben verändern wird.

Ein turbulenter Start in Indien

Schon die Ankunft in Indien verläuft anders als erwartet. Göran findet sich in einer Reisegruppe wieder, die hauptsächlich aus älteren, anstrengenden Teilnehmern und Teilnehmerinnen besteht. Als er dann am zweiten Tag an einer schweren Durchfallerkrankung leidet und die Gruppe verlassen muss, scheint das Chaos perfekt. Tage, die er sterbenselend in einem heruntergekommenen Hotel verbringt, stellen ihn auf eine harte Probe. Doch als der sympathische Inder Yogi, ein Freund von Erik, auftaucht und ihn vom Hotel abholt, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Mit Yogi als Begleiter beginnt für Göran eine ganz andere Reise – eine, die nicht nur äußere, sondern auch innere Horizonte erweitert.

Indien: ein Land voller Gegensätze

Besonders eindrucksvoll sind die Beschreibungen von Indien. Bergstrand zeichnet ein lebendiges Bild der Hauptstadt Delhi mit ihren Bewohnern. Man spürt, dass der Autor ein Indienkenner ist, der das Land mit all seinen Gegensätzen liebt. Vom Lärm und Chaos der Straßen bis hin zu den kleinen, rührenden Momenten im Alltag – jedes Detail wird mit Charme und Witz eingefangen.

Göran entdeckt in Delhi nicht nur die fremde Kultur, sondern auch eine neue Seite an sich selbst. Besonders die Begegnung mit der faszinierenden Preeti Malhotra, einer reichen, verheirateten Geschäftsfrau, stellt sein Leben auf den Kopf. Ihre verbotene Liebesgeschichte ist bewegend und komplex, ohne jemals kitschig zu wirken. Gleichzeitig stellt der gläubige Hindu Yogi immer wieder philosophische Fragen über den Sinn des Lebens, die Gören – und natürlich auch die Leserschaft – zum Nachdenken bringen.

Eine Reise zu sich selbst

Görans Reise ist nicht nur eine geografische, sondern vor allem eine emotionale und spirituelle. Er lernt, sich auf Neues einzulassen, und stellt fest, dass das Leben auch jenseits von Routinen und vermeintlichen Sicherheiten viel zu bieten hat. Am Ende des Buches hat Göran sich stark verändert – und diese Entwicklung mitzuerleben, macht das Besondere des Buches aus.

Fazit: Eine perfekte Mischung aus Humor und Tiefgang

“Der 50-jährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte” ist ein wunderbarer Roman, der humorvoll und zugleich nachdenklich stimmt. Die authentische Darstellung Indiens, die vielschichtigen Charaktere und der unterhaltsame Schreibstil machen das Buch zu einem echten Lesegenuss. Am Ende musste ich sogar ein paar Tränchen verdrücken – ein Zeichen, dass mich die Geschichte wirklich berührt hat.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und empfehle das Buch allen, die Lust auf eine humorvolle, herzerwärmende Geschichte haben. 

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