Die zweite Corona-Welle in Indien

Seit die Nachrichten weltweit über die schlimme Corona-Situation in Indien berichten, rücke auch ich bei vielen wieder mehr in den Fokus. „Wie geht es euch? Ist es bei euch auch so schlimm?“, werde ich nun recht oft gefragt.

Uns geht es gut. Wir sind zu Hause und gehen nur für die nötigsten Besorgungen raus. Ich bestelle unsere Lebensmittel fast ausschließlich online. Wir haben wieder Restriktionen. Sonntags ist strikter Lockdown und auch wochentags sind Restaurants, Malls, Kinos, Tempel, Fitnesscenter, Bars … geschlossen.

Ich bin sehr besorgt. Jetzt sollte man gesund bleiben!

Wir spielen viel und versuchen uns mehr oder weniger sinnvoll zu beschäftigen.

Ich kann Tedros Adhanom von der WHO nur beipflichten, wenn er sagt: „The situation in India is beyond heartbreaking.“ Ich kann mir die News kaum mehr anschauen. So viele verzweifelte Angehörige, die versuchen, ein Krankenhausbett zu finden, die um Sauerstoff betteln, die in langen Reihen warten, um ihre Verstorbenen einzuäschern. Heute das schockierende Bild von 22 Covid-19-Toten, die in Maharashtra in einer Ambulanz gestapelt wurden.

Wenigstens läuft jetzt die internationale Hilfe zügig an.

In Chennai ist die Situation noch nicht so dramatisch wie in New Delhi, aber auch hier sind die Krankenhäuser voll.

Die Neuansteckungen und die Toten, die täglich gemeldet werden, steigen an. Heute wird in den Nachrichten berichtet, dass in Delhi nur Corona-Tote in die Statistik kommen, die in den Krankenhäusern verstorben sind. Man kann davon ausgehen, dass die wirklichen Zahlen viel höher sind.

Das Gesundheitswesen bricht unter dem Virus zusammen. Die nächsten Wochen werden schwierig werden, denn so schnell wird sich die Situation nicht entspannen.

Zum Abschluss sende ich euch noch mein Blumenmandala, das ich heute gelegt habe.

Passt auf euch auf und bleibt gesund!

17 Antworten

  1. Hallo Irene, wir leben auch in Chennai und sind begeisterte Leser deines Blogs. Eine Frage: Welche Onlinedienste kannst du für Lebensmittel empfehlen? Wir leben an der ECR in shollingannalur im Süden. Gruß Thomas und Susanne

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  2. Liebe Irène,
    Stimmt, ich denke auch immer an euch, wenn ich die schlimmen Nachrichten höre. Dann versuche ich jedes Mal, dir ein bisschen Mut und Kraft zu schicken und stelle mir vor, wie du zufrieden auf dem Dach spazieren gehst, eine leckere Mahlzeit isst oder von Herzen lachst!
    Alles Liebe nach Indien,
    Luisa

  3. Liebe Iréne, mein Herz blutet, wenn ich die Nachrichten über Indien sehe. Ich bin froh und dankbar, dass es euch gut geht. So wie ich in der letzten Zeit für vieles dankbar bin, weil Corona mir wieder einmal und noch mehr bewusst macht, dass unser „gutes Leben“ nicht selbstverständlich ist!
    Du schreibst „Die nächsten Wochen werden schwierig werden, denn so schnell wird sich die Situation nicht entspannen“ – ja, davon bin ich auch überzeugt.
    Auch wenn es bei uns in Österreich nicht mehr so schlimm ist – wir sind gerade noch im 3. lockdown -, glaube ich überhaupt nicht daran, wenn unser Bundeskanzler immer wieder davon faselt, dass bis zum Sommer alles vorbei ist. So schnell wird es generell und nirgends vorbei sein und wir sollten uns langsam auf eine Veränderung unserer Lebensumstände einstellen – wenn wir das nicht sowieso schon gemacht haben.
    So, jetzt höre ich aber auf zu schreiben – bin in Gedanken und meinen guten Wünschen bei euch
    Monika <3

  4. Danke für das Update, Ich kriege Informationen von meinen indischen Kollegen in Mumbai und Bengaluru und das klingt alles gar nicht gut. Bleibt gesund und Viele Grüße aus Berlin!!

  5. Liebe Irène

    Ich hoffe ganz fest, dass du und deine Familie gesund bleiben. Es ist bedrückend das hier zu lesen. Für Indien ist diese Seuche eine enorme Herausforderung.

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz
    Thomas

  6. Liebe Irène,
    unser annähernd halbjähriger Aufenthalt in Indien liegt nun schon einige Jahre zurück, doch hat er uns Begegnungen und Bekanntschaften mit Menschen beschert, die z.T. noch heute bestehen und anhaltend dafür sorgen, dass wir an dem, was in Indien geschieht, weiterhin Anteil nehmen. Gerade heute erreichte uns eine Mail aus Bangalore/Bengaluru, in der uns indische Freunde mitteilen: „Bangalore is in flames… 25.000 new Covid-cases daily“. Sie selbst haben schon Kollegen, Bekannte und nahe Familienangehörige verloren.
    Solcherart sind die authentischen Berichte von Betroffenen aus der Mitte des Geschehens. Sie bieten gewiss nur begrenzte Ausschnitte des Gesamtgeschehens; doch um sich auch nur annhähernd eine Vorstellung von der Situation in Indien zu machen, scheint man notwendig auch auf sie angewiesen zu sein, da immer mehr Medien, die nicht Sprachrohre der offiziellen Regierungsverlautbarungen sind, melden, in welchem Ausmaß ihre Berichterstattung von Amtsträgern und BJP-Parteioberen auf lokaler, bundesstaatlicher und auch gesamtstaatlicher Ebene mit faulen Dementis, unglaubwürdigen Gegendarstellungen, erkennbaren Falschaussagen bis hin zu massiven Einschüchterungen behindert wird. Die Modi-Regierung hat es offenbar sogar erreicht, zumindest zeitweilig selbst Mediengiganten wie Twitter und Facebook zum Zensieren unliebsamer Mitteilungen zu bewegen. Auch in diesem Krieg (gegen die Pandemie) ist wohl wieder einmal die Wahrheit zuerst gestorben.
    Also versucht man sich aus möglichst vielen unterschiedlichen (und halbwegs informiert und glaubwürdig erscheinenden) Quellen ein Bild der Lage zusammenzusetzen. Und das ist noch fürchterlicher als das in Indien offiziell bekanntgegebene. „There is no shortage of beds, oxygen and life saving drugs in the State“, zitierte die Nachrichtenagentur ANI den Chief Minister von Uttar Pradesh, Yogi Adityanath, vor fünf Tagen. Der öffentlich-rechtliche australische Sender ABC ergänzt dazu heute in einem ausführlichen Bericht: „The chief minister went one step further, threatening to use the draconian National Security Act and the Gangster Act to crackdown on ‚anti-social elements‘ spreading ‚rumours and propaganda‘ about oxygen shortages, Indian newspaper The Hindu reported.“
    Zu den tatsächlichen Opferzahlen befragte ABC einen indischen Experten, der vermutet, dass sie in Wahrheit bis zu fünfmal höher liegen könnten. In Delhi soll mittlerweile jeder Dritte Geteste positiv sein, in Kolkata nahezu die Hälfte aller Getesteten!
    Hier der Link zu dem Artikel: https://www.abc.net.au/news/2021-05-01/india-ravaged-by-the-record-breaking-covid-19-surge/100105294?utm_source=sfmc%e2%80%8b%e2%80%8b&utm_medium=email%e2%80%8b%e2%80%8b&utm_campaign=abc_news_newsmail_pm_sfmc%e2%80%8b%e2%80%8b&utm_term=%e2%80%8b&utm_id=1614325%e2%80%8b%e2%80%8b&sfmc_id=291950351
    Ganz mit Tenor und Zielrichtung meines eigenen gestrigen Blogeintrags übereinstimmend ist seit heute auf dem Portal scroll.in zu lesen: „The catastrophic cost of junk science“.
    https://scroll.in/article/993255/the-catastrophic-cost-of-junk-science-bogus-information-and-the-hindutva-inferiority-complex
    Verzeih die Länge dieser Zuschrift, aber ich entnehme deinem Blog ja, wie sehr auch Dich das katastrophale Ausmaß der Corona-Pandemie beschäftigt und betroffen macht, und möchte dies als Zeichen dafür senden, dass selbst im relativ glimpflich davonkommenden Deutschland Menschen Anteil an der indischen Misere nehmen.
    Beste Grüße und alles Gute für Euch,
    Ulfur

    1. Vielen Dank für deine Nachricht. Inzwischen gibt es in Indien kaum noch Leute, die nicht in irgendeiner Form vom Corona-Tod betroffen sind. Das müssen leider auch wir feststellen. In unserer Colony (nur 2 kurze Strässchen) haben wir mittlerweile 8 Fälle. Zwei entfernte Bekannte in unserem Viertel sind gestorben. Auch ein Kollege meines Mannes, der erst 50 war ist verstorben. Scheinbar war er sehr fit, gesundheitsbewusst und ohne Vorerkrankungen. Das macht schon Angst! Wir verlassen das Haus kaum mehr. Für das Nötigste geht jetzt meistens nur noch mein Mann raus.
      Leider ist der Peak wohl noch einige Wochen von uns entfernt.
      Ja, Indien , insbesondere der Premier und sein Gefolge freuen sich natürlich nicht über diese Negativschlagzeilen. Ich hätte mich ja auch gefreut, wenn die Pandemie im Januar, Februar ihr Ende gefunden hätte. Und nun schlägt die 2. Welle bereits heute vierfach zurück. Und ja, die Dunkelziffer wird einiges höher liegen. Ich habe meinen News-Konsum stark eingeschränkt. Vertrage die schlimmen Bilder und tragischen Einzelschicksale kaum noch.
      Liebe Grüße aus Chennai Irène

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