Willkommen auf meiner Website.

Mein Leben mit der Corona-Situation in Indien – 23. Juli 2020

Das Coronavirus hat unser aller Leben mehr oder weniger durcheinandergebracht. In Tamil Nadu hat die Regierung bereits am 15. März einen strikten Lockdown durchgesetzt. Seitdem sind wir im Lockdown. Manchmal etwas lockerer und manchmal etwas strenger. Die Schulen sind immer noch geschlossen und unser Sohn hat nun das Schuljahr online begonnen.

Die Covid-19-Fälle steigen in Indien zur Zeit täglich um etwa 40‘000 Fälle und überschreiten inzwischen längst die Millionengrenze. Tamil Nadu liegt in Indien mit seinen Fallzahlen nach Maharashtra schon länger auf Platz 2. Weltweit gesehen liegt Indien nach den USA und Brasilien auf Platz 3. Olympisch gesehen wären dies endlich mal gute Ränge! Einigen Experten zufolge hat Indien sogar die besten Aussichten auf die Corona-Goldmedaille.

Die Situation setzt mir persönlich immer mehr zu. Als letzte Woche noch gesundheitliche Beschwerden dazu kamen, fand ich es ganz schwierig. Ich war nur noch schlecht gelaunt und bei jeder Kleinigkeit reagierte ich ärgerlich. Ich gehe wirklich nur zum Arzt, wenn es nicht anders geht. Nach einigen Tagen mit Schmerzen war ich widerwillig bereit unsere Ärztin aufzusuchen. Doch wegen dem Coronavirus arbeitet sie nicht mehr in der Klinik und die Notfallaufnahme wollte ich vermeiden. Gottlob hat mein Mann ihre Privatnummer. Schließlich verschrieb sie mir nach einem telefonischen Gespräch für 3 Tage Medikamente und wäre netterweise auch bereit gewesen mich privat zu treffen. Wir verblieben dabei, dass ich es vorerst mit den Tabletten versuchen würde. Ohne die Tabletten zu googeln, schluckte ich sie und tatsächlich ging es mir besser. Es ist noch nicht ganz okay, aber viel besser.

In einer Spezialsendung zum Thema „Corona – back to the new normal“ sprach ein Arzt vom Entstressen. Man solle Yoga machen und meditieren. Viele seien gestresst und scheinbar gehöre nun auch ich zu dieser Gruppe. Meine Blumenmeditation macht mich tatsächlich ruhiger.

Auch meine täglichen 10‘000 Schritte, die ich in unzähligen Runden auf unserer Dachterrasse ablaufe, sorgen nach über 10 Wochen für einen Ausgleich, für eine gewisse Balance. Ich habe meinen Newskonsum massiv eingeschränkt. Dauernd diese negativen Meldungen zu hören, hat mich zunehmend deprimiert.

Gestern machten wir einen kleinen Ausflug mit dem Auto. Unsere Hunde machten etwas erstaunte Gesichter, als wir alle gemeinsam das Haus verliessen. „Was soll das jetzt? Ihr könnt uns doch nicht alleine lassen!“, schienen sie zu sagen. Doch nach so vielen Wochen wollte ich wieder mal das Meer sehen. Der Strand in Besant Nagar war leider immer noch abgesperrt. Wir versuchten es in der Nähe von Akkarai. Auch dort waren alle Zugänge zum Meer blockiert. Eine Blockade jedoch hatte eine Lücke und wir beschlossen, diese zu nutzen.

Wie schön war es, wieder einmal das Meer zu sehen und über den Sand zu gehen. Nur wenige hatten die gleiche Idee und schlenderten gemütlich den Strand entlang oder sahen den Wellen zu. Glücklich badete ich meine Füße in der bengalischen See und knipste mit dem Handy einige Fotos.

Doch als ich mich umdrehte, winkte mir ein Polizist in einer sandfarbenen Uniform harsch zu. Aus dem Nichts war er plötzlich aufgetaucht und waltete seines Amtes. Es war unmissverständlich, dass er alle aufforderte, den Strand zu verlassen. Keine fünf Minuten waren uns vergönnt! Wenigstens klebte noch etwas Sand an meinen Füssen …

Zu Hause angekommen, wartete ein neuer Glücksmoment im Doppelpack auf uns. Wir wurden so freudig und aufgeregt begrüßt, als ob wir ein ganzes Jahr lang weggewesen wären.

13 Antworten

  1. Liebe Irene! Mit Sorgen blicke ich auf Indien. Denn es ist sicherlich sehr schwierig, in den riesigen Städten den Abstand zu wahren. Rür die vielen Menschen in den Slums wird es zunehmend eine große Herausforderung zu überleben.
    Ich finde es großartig, wie Di durchhältst! Halt die Ohren steif!
    Beste Grüße aus Hamburg!
    Ulrike

  2. Irene , ich kann sehr gut nachvollziehen, was du fühlst, obwohl es in Deutschland sehr normal ist. Ich allerdings und da müssen die Kinder mitmachen, meide immer noch Kontakt zu den meisten Menschen, denn das Virus ist immer noch da, auch wenn man weniger drüber redet. Die Strände in ganz Europa sind überfüllt und keiner achtet auf Abstand. Ich bin sehr traurig darüber, denn ich fürchte : so fangen wir wieder von vorne an. Wir verbringen Ferien in unserer kleinen Sommerhütte im Wald am See. Gebadet wird nur , wenn es wenig Menschen am
    See gibt. Sonst sind wir viel draußen im Wald , am wandern. Ich vermisse Reisen, fühle mich oft eingesperrt , vermisse auch wie du Strand und fremde Länder … flüchte mich oft in Sport und Bücher 📚 mach was schönes aus dieser Zeit & hab Geduld und bleib gesund du & deine Lieben . Viele Grüße 🌺

    1. Liebe Anna
      Danke für deine liebe Nachricht. Ja, das Virus wütet und wirbelt überall. Eine zweite Welle braucht tatsächlich niemand, da wäre ich auch weiterhin vorsichtig. Euer Rückzugsort hört sich sehr idyllisch an. Ich bin froh, dass ich unseren Dachgarten habe – wenigstens so kann ich etwas Grün und Natur tanken. Passt auf euch auf und genießt eure Tage in der Sommerhütte. Liebe Grüße Irène

      1. Vielen Dank, Irène🌺 tatsächlich ist hier nichts zu tun, außer Tomaten am Strauch zählen/ Bohnen und Gurken zu ernten. Wir machen alles ein, was soweit ist. Das ist mir lieber als überfüllter Strand auf Mallorca & Kreta 😕die Zeit wird vorbeigehen und bald werden wir mehr genießen können- da bin ich mir sicher 🌺

  3. Liebe Irene,
    so schrecklich die Situation in Indien auch ist – behalte dir deine positiven Momente und gib nicht auf. Nichts ist sicher, nur eines ist sicher – die Veränderung. Ich wünsche dir und deiner Familie und den Menschen in Indien, dass sich bald das Leben in Indien ins Positive verändert.
    Liebe Grüße aus München,
    Sabine

    1. Liebe Sabine
      Herzlichen Dank für deine Zeilen. Ja, nur die Veränderung ist stetig! Ich versuche das Beste aus diesen Monaten zu Hause zu machen. Manchmal gelingt es besser, mal weniger. Danke für die guten Wünsche und liebe Grüße zurück nach München! LG Irène

  4. Liebe Irène, ich habe ja schon Ausgangssperren in Indien erlebt. Aber da war das für ein paar Wochen, nicht für Monate. Bleib stark da unten und vor allen Dingen gesund. In ein Indisches Krankenhaus verlegt zu werden, dass kann sich doch hier im „Ach-wie-ist-doch-die-Maske-unangenehm-West-Europa“ keiner vorstellen

    1. Ja, das stimmt. Hier tragen die Menschen ohne zu murren Masken bei tropischem Klima um die 35 Grad. Spitäler haben wir in Chennai auch super moderne, die mit dem Westen durchaus mithalten können. Aber klar, Plätze müssen vorhanden sein. Immer mehr zeigt sich ein riesiger Mangel an Ärzten und Pflegepersonal. Viele Ärzte wollen sich den Risiko einer Ansteckung nicht aussetzten und bleiben lieber zu Hause. Ganz liebe Grüße nach Berlin Irène

  5. Hallo Irene,
    grossen Respekt, dass du unter deinen erschwerten Bedingungen auf 10’000 Schritte pro Tag kommst!! Darauf kannst du echt stolz sein. 🙂
    Und deine Bluetenmeditation ist wunderschoen. Was machst du eigentlich damit, wenn du fertig bist? Laesst du sie fuer eine Weile liegen und schaust, wie es sich veraendert beim Trocknen?
    Liebe Gruesse,
    Luisa

    1. Vielen Dank Luisa 🙏💕. Ich lasse die Blüten nicht liegen- nach dem Legen mache ich meistens ein Foto und sammle die Blüten wieder zusammen. Danach dürfen sie noch in den Pooja-Raum, eine Art Altar. Ganz liebe Grüße nach Kanada 🇨🇦

  6. Liebe Irène, deine Blumenmeditation ist wunderschön und deine Berichte aus Indien sehr eindrücklich. Ich finde es schon hier in der Schweiz eine erschreckende Situation (die Fallzahlen steigen auch schon wieder) – wie muss es da erst in Indien sein, mit viel mehr Einschränkung und schwierigeren Lebensbedingungen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und schau gut zu dir und deiner Familie.

    1. Liebe Sandra,
      Vielen Dank für deine lieben Zeilen. Die Fallzahlen scheinen leider fast überall wieder zu steigen. Take care u ganz liebi Grüess iz Schwizerländli 🇨🇭!

      PS: eigentlich hätte ich im Juni einen Heimaturlaub geplant gehabt 😢. Hoffentlich nächstes Jahr.

Eine Antwort hinterlassen