Aus meinem Tagebuch vom Dezember 2007
Auf dem Baugrundstück gegenüber ist eine Wächterfamilie mit ihrem kleinen Sohn Hariharan, kurz Hari genannt, hergezogen. Obwohl älter als Suriyan, ist er ganz schmächtig und etwa einen Kopf kleiner. Der Junge ist mehrheitlich sich selbst überlassen und spielt unbeaufsichtigt auf der Baustelle. Natürlich hat mich sofort das Mitleid gepackt. Erst war ich etwas unsicher, ob ich den Jungen wirklich zum Spielen einladen soll und darf. Meine Schwiegermutter hätte bestimmt keine Freude daran, wenn sie wüsste, dass ihr einziger Enkelsohn mit einem „verwahrlosten“ Jungen aus einer unteren Kaste spielt. Ehrlich gestehe ich ein, dass auch ich einen Moment lang gezögert und an Krankheiten und Läuse gedacht habe. Doch Prabhu hat mich beruhigt. Die Kinder seien geimpft und dies würde Suriyans Abwehrkräfte nur stärken, seiner Mutter müssten wir dies jedoch nicht grade unter die Nase binden. Recht hat er! Hier in Indien bin ich irgendwie übervorsichtig und ängstlich geworden. Wir laden Hari zum Spielen ein und er kommt sehr gerne. Die beiden Jungs spielen gemeinsam in unserem Hof und Hari staunt über Suriyans Dreirad und sein Auto. Jetzt hat Suriyan wenigstens ab und zu einen Spielkameraden in seinem Alter.