Am zweiten Tag des Navratri-Festes wird Maa Brahmacharini verehrt. Sie ist die zweite Form der Navadurga, also der neun Erscheinungen der Göttin Durga. In ihrer Gestalt als Brahmacharini verkörpert sie Hingabe, Tapferkeit, Geduld und den festen Willen, einem höheren Ziel treu zu bleiben. Ihre Botschaft erinnert daran, dass wahre Stärke nicht in äußeren Dingen liegt, sondern in der Kraft von Geist und Seele.
Wer ist Maa Brahmacharini?
Der Name Brahmacharini stammt aus dem Sanskrit. Brahma steht für die höchste Wahrheit oder das universelle Selbst, und Charini bedeutet „diejenige, die folgt oder praktiziert“. Zusammengesetzt bedeutet Brahmacharini also „diejenige, die dem Weg des höchsten Wissens folgt“.
Als Tochter von Himavan, dem König der Berge, und als Inkarnation der Göttin Parvati verkörpert sie Entschlossenheit und Hingabe. In ihrer Askese widmete sie sich dem Gebet, der Meditation und spiritueller Disziplin. Sie gilt als Sinnbild für Ausdauer und den unerschütterlichen Glauben an ein höheres Ziel.

Darstellung und Symbole
In Darstellungen erscheint Maa Brahmacharini schlicht und gütig. Sie trägt ein weißes Gewand, das Reinheit und Einfachheit symbolisiert. In ihrer rechten Hand hält sie eine Japamala (Gebetskette), die für Meditation und spirituelle Konzentration steht. In ihrer linken Hand trägt sie einen Kamandalu (Wasserkrug), ein Symbol der Schlichtheit und Enthaltsamkeit.
Ihre Erscheinung ist nicht majestätisch oder kriegerisch wie bei anderen Formen Durgas, sondern ruhig, sanft und innerlich stark. Gerade diese Einfachheit macht sie zu einer Inspiration für alle, die auf ihrem Lebensweg innere Ruhe und Beständigkeit suchen.

Die Legende von Brahmacharini
Der Legende nach beschloss Parvati, Shiva zu heiraten. Ihre Eltern waren gegen diesen Entschluss, doch Parvati ließ sich nicht beirren. Um Shiva zu gewinnen, entschied sie sich für eine strenge Buße, die angeblich über 5.000 Jahre dauerte.
Sie lebte in den Bergen, praktizierte Yoga, ernährte sich ausschließlich von Blättern und Wasser und meditierte in tiefer Versenkung. Trotz zahlreicher Prüfungen und Hindernisse blieb sie standhaft.
Shiva selbst stellte sie auf die Probe. In der Gestalt eines Brahmachari näherte er sich ihr und listete all seine Schwächen und Eigenheiten auf, um sie von ihrem Entschluss abzubringen. Doch Parvati blieb unbeirrbar. Schließlich offenbarte Shiva sich in seiner wahren Gestalt und nahm sie als Gefährtin an.
Diese Geschichte lehrt, dass Hingabe, Geduld und Ausdauer sogar die Herzen der Götter bewegen können.
Spirituelle Bedeutung
Maa Brahmacharini steht für Disziplin, Buße und spirituelle Praxis. Sie inspiriert dazu, in schwierigen Lebenslagen geduldig zu bleiben und das eigene Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wer sie verehrt, soll Mut, Willenskraft und innere Ruhe erhalten.
Am zweiten Tag von Navaratri beten die Gläubigen zu ihr, um gestärkt durch Ausdauer und Hingabe ihre eigenen Herausforderungen im Leben zu meistern. Ihr Mantra lautet:
oṁ devī brahmacāriṇyai namaḥ
Tempel und Verehrung
Einer der bekannten Tempel von Maa Brahmacharini befindet sich in Hanuman Ganj, Ballia, im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh. Während Navratri ist er ein wichtiger Pilgerort, an dem Tausende Gläubige zusammenkommen, um die Göttin zu verehren.
In vielen Haushalten werden an diesem Tag weiße Blumen, Früchte und einfache Speisen als Opfergabe dargebracht. Die Farbe Weiß wird mit Reinheit und Hingabe in Verbindung gebracht und gilt als Ausdruck der Verehrung.
Maa Brahmacharini ist die Göttin, die zeigt, dass wahre Stärke in Geduld, Disziplin und innerer Überzeugung liegt. Ihre Legende inspiriert Menschen bis heute nicht aufzugeben, auch wenn der Weg schwierig erscheint. Wer sie verehrt, erfährt Mut, Ruhe und spirituelle Klarheit.
Gerade in einer schnelllebigen Zeit ist ihre Botschaft besonders aktuell: Große Veränderungen entstehen nicht durch Eile oder äußere Macht, sondern durch Beständigkeit, Hingabe und den Glauben an sich selbst.
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