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Ooty oder jetzt eigentlich Udhagamandalam ist eine Hillstation in den Niligri-Bergen und gehört zu Tamil Nadu. Nachdem die Briten viele ursprüngliche Ortsnamen verändert und verkürzt haben, versucht man schon lange wieder die alten Orts- und Stadtnamen zu verwenden. Doch bei Udhagamandalam scheint dies nicht zu gelingen, denn jeder spricht immer noch von Ooty.
Ich liebe die Niligri Mountains – die blauen Berge, die ihren Namen von den Neelakurinji Blumen haben, die nur alle 12 Jahre blühen und die ganzen Hügel blau färben. Kaum geht es die Kurven hoch und höher fühle ich mich einfach gut. Die Flora erinnert mich an meine alte Heimat und das viele Grün um mich herum wirkt wie ein Glückshormon. Fuchsien, Zimmerlinden, Engelstrompeten, Farne und die rosa-gelben Lantana zieren die kurvenreiche Straße. Suriyan und ich zählen auf dem Weg in die Hillstations immer die zahlreichen Affen, die an den Straßenrändern sitzen. Da kommen jeweils locker gegen 200 Affen zusammen.
Zur Kolonialzeit war Ooty, das etwas über 2200 m ü. M. liegt, sicher ein wunderschöner Ort. Die britische Kolonialverwaltung von Madras (jetzt Chennai) hatte hier ihre Sommerresidenz. Während der Sommerhitze in Chennai bevorzugten die Engländer das angenehme, milde Klima in Ooty und Kodaikanal. Doch jetzt hat der Ort allen kolonialen Charme verloren. Hässliche Neubauten kleben plan- und lieblos an den Hügeln. Ooty lebt vom Tourismus und vom Gemüse-, Obst- und Teeanbau. Während der Hochsaison vom April bis Juni ist Ooty und auch alle anderen Hillstations von indischen Touristen überschwemmt. Wer es ruhiger und entspannter mag, sollte seinen Aufenthalt vom November bis März planen. In dieser Zeit kann es jedoch recht kühl werden. Die Temperaturen können in der Nacht bis auf 5 Grad fallen. Ich erinnere mich noch gut an unsere Urlaubstage im Dezember. Ich habe noch nie zuvor, trotz Faserpelzjacke, so gefroren und so viel heisses Wasser getrunken wie in Ooty.
Eigentlich gehörte das ganze Land rund um Ooty den Todas. Der Bergstamm von Hirten gehört zu den Urvölkern Indiens. Doch 1799 kam es in britische Hände und man versuchte das Urvolk zum christlichen Glauben zu bekehren und die Teepflanzer vertrieben sie von ihrem Land.
Wer den botanischen Garten besucht, der 1847 von den Briten angelegt wurde, findet am Ausgang eine Hütte der Todas. Dort verkauft das Urvolk traditionelle Kunst, Wildbienenhonig und verschiedene ätherische Öle. Dies ist sicherlich der richtige Ort um etwas zu kaufen und die Todas zu unterstützen.
Die Briten hatten sich ihr Erholungsgebiet gemütlich eingerichtet. Golfplatz, Pferderennbahn, Kirchen, Hotels und verschiedene Gärten durften nicht fehlen. Auch den See haben sie künstlich angelegt. Am Boat House, das nun zu einem kleinen Freizeitpark am See geworden ist, kann man Pferde reiten, Boot fahren oder sich ein Tretboot mieten.
Es lohnt sich, die Umgebung von Ooty zu erkunden. Kaum fährt man etwas aus der Stadt, sieht man Tee- und Kaffeeplantagen, Kiefern und viele Eukalyptusbäume. An vielen Bäumen entdeckt man beim genauen Hinschauen die Nester von Wildbienen und wenn es dunkel wird, hört man Tausende von Grillen zirpen. Ooty ist der perfekte Ort um sich mit Honig, Eukalyptusöl und natürlich auch mit Schokolade einzudecken. Überall kann man Schokolade in allen Variationen kaufen und als Schweizerin, die schon einige Jahre in Chennai lebt, finde ich inzwischen auch diese einfach köstlich.
Der Pykara-Fluss ist den Toda heilig und ein Ausflug zum Pykara-Wasserfall kann ich durchaus empfehlen.
In unseren Ferien war es uns leider nicht möglich auf den höchsten Gipfel Tamil Nadus, den Doddabetta (2623 m ü. M.), zu steigen. Viele Strassen waren durch die Polizei gesperrt und es herrschte eine große Aufregung wegen einem Tiger, der eine Frau und ein Kind auf der Strasse angegriffen und getötet hatte. Rangers suchten nun das ganze Gebiet ab. Im Nachhinein haben wir dann gelesen, dass der Übeltäter ein Leopard war. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, denn die Leoparden sind sehr anpassungsfähig und kommen immer näher an menschliche Siedlungen heran. So entstehen immer mehr Konflikte zwischen Mensch und Tier. Mit etwas Glück sieht man in Ooty auch die wunderschönen, indischen Bisons. Wir konnten fast unseren Augen nicht glauben, als wir eine weidende Herde direkt am Straßenrand antrafen.
Wer Zeit hat, sollte unbedingt mit der Niligri Blue Mountain Railway an- oder abreisen. Die 46 km lange Fahrt mit der Zahnradbahn von Ooty nach Mettupalayam oder umgekehrt ist wirklich eindrücklich. Die Fahrt dauert rund 4.5 Stunden und zieht sich durch eine wunderschöne Landschaft, durch Schluchten, Tunnels und über unzählige Brücken. Auch hier gibt es eine schweizerische Verbindung. Die Bahn wurde bereits 1845 geplant und nach den Plänen des Schweizers Niklaus Riggenbach fertiggestellt. Die Dampflokomotive stammt aus der Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur (Schweiz).
Die Bahn fährt jährlich scheinbar einen Verlust von rund 40 Millionen Rupien ein. Daher sollte sie eigentlich aus Spargründen elektrisch umgebaut und angepasst werden. Doch 2005 wurde die Zahnradbahn ins Unesco Weltkulturerbe aufgenommen und so wurden alle Modernisierungspläne auf die Seite gelegt, denn jetzt muss die Bahn in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten bleiben.
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