Am vierten Tag des Navratri-Festes richten sich die Gebete der Gläubigen an Maa Kushmanda, die vierte Inkarnation der Göttin Durga. Sie gilt als die Schöpferin des Universums, die durch ihr göttliches Lächeln das kosmische Ei (Brahmanda) entstehen ließ. Ihr Name leitet sich von den Sanskrit-Wörtern „Ku“ (ein wenig), „Ushma“ (Wärme, Energie) und „Anda“ (Ei, kosmisches Ei) ab. Zusammengesetzt bedeutet er „diejenige, die das kleine kosmische Ei erschuf“. In dieser Form offenbart sich die Göttin als Quelle allen Lebens, aller Energie und allen Lichts.
Bedeutung ihres Namens
Der Name Kushmanda verdeutlicht ihre zentrale Rolle im kosmischen Geschehen:
- Ku: „ein wenig“ oder „klein“
- Ushma: „Wärme“ oder „Energie“
- Anda: „kosmisches Ei“
Damit symbolisiert Maa Kushmanda die schöpferische Kraft, die das Universum aus einer winzigen Energiequelle entstehen ließ. Ihr göttliches Lachen durchbrach die Leere, brachte Licht, Leben und Bewegung in die Welt und begründet ihren Beinamen „lächelnde Mutter“.
Rolle als Schöpferin
Vor der Manifestation von Maa Kushmanda existierten nur Dunkelheit und Leere. Mit ihrem strahlenden Lächeln ließ sie das Universum entstehen, schenkte ihm Energie und Ordnung. Sie ist nicht nur Göttin des Lichts, sondern auch die Kraft, die den Sonnenstrahlen Leben und Wärme verleiht.
Maa Kushmanda residiert im Inneren der Sonne und hält deren Strahlkraft lebendig. Ohne ihre Energie könnte die Sonne ihre lebensspendende Wirkung nicht entfalten. Ihre Verehrung am vierten Tag von Navratri steht daher zugleich für den äußeren Schutz und Wohlstand sowie für die Hinwendung zum eigenen inneren Licht – der Quelle von Stärke, Vitalität und spirituellem Wachstum.
Verehrung während Navratri
Gläubige bitten Maa Kushmanda um:
- Gesundheit und Vitalität
- Wohlstand und Erfolg
- Innere Stärke und spirituelle Erfüllung
Während andere Manifestationen der Göttin Tugenden wie Mut, Hingabe oder Schutz verkörpern, schenkt Kushmanda die essentielle Energie, auf der all diese Qualitäten beruhen. Sie steht für das innere Leuchten, das den Weg aus Dunkelheit und Unwissenheit weist.
Darstellung von Maa Kushmanda
Maa Kushmanda wird kraftvoll dargestellt:

- Sie ist Ashtabhuja Devi – eine Göttin mit acht Armen.
- In ihren Händen hält sie: Lotus, Chakra, Kamandalu, Bogen, Pfeil, Keule, Schwert, Haken sowie ein Gefäß mit Amrit.
- Eine Hand zeigt Abhayamudra, die Geste der Furchtlosigkeit, um ihre Anhänger zu segnen.
- Ihr Reittier ist ein Löwe, ein Sinnbild für Mut und Stärke.
Ihre strahlende Erscheinung wird oft mit der Sonne assoziiert, was ihre kosmische Bedeutung als Quelle allen Lichts unterstreicht.
Symbolische Bedeutung
Maa Kushmanda wird als Verkörperung der Sonne verehrt. Ihr Wohnsitz wird dem Anahata-Chakra (Herzchakra) zugeordnet, das Liebe, Mitgefühl und Lebenskraft symbolisiert. Sie steht für Fruchtbarkeit, Überfluss und inneren wie äußeren Reichtum. Ihr Lieblingsopfer ist der weiße Kürbis (Kushmanda), der in Ritualen eine besondere Rolle spielt.
Mythologische Hintergründe
In den Puranas, den heiligen Schriften des Hinduismus, wird erzählt, dass Parvati nach einem kosmischen Zwischenfall in der Gestalt von Kushmanda die Sonne neu erschuf. Als Shiva versehentlich den Sonnengott Surya verletzte, versank das Universum in Dunkelheit. Parvati manifestierte sich als Kushmanda und formte einen leuchtenden Feuerball, der die Sonne erneut zum Leben erweckte. So wird sie zur göttlichen Kraft, die im Inneren der Sonne wohnt und deren Strahlkraft erhält.
Dieser Mythos zeigt ihre Rolle als Schöpferin und Erhalterin: Sie spendet Licht, Lebensenergie und sorgt für das Gleichgewicht im Kosmos.
Segen und spirituelle Kraft
Die Segnungen von Maa Kushmanda umfassen alle Lebensbereiche:
- Gesundheit und Vitalität: Stärkung des Körpers, Schutz vor Krankheiten.
- Wohlstand und Erfolg: Glück, Überfluss und materielle Fülle.
- Innere Stärke: Mut, Klarheit und Durchhaltevermögen.
- Spirituelle Erfüllung: Harmonie, inneren Frieden und Bewusstseinserweiterung.
Besonders ihre Gebetskette (Japa Mala) gilt als Quelle aller Siddhis (übernatürliche Kräfte) und Niddhis (Schätze). Die Verehrung von Maa Kushmanda zeigt, dass wahre Stärke und spirituelles Wachstum nicht allein von äußerem Handeln abhängen, sondern aus der inneren Quelle der Energie kommen, die sie repräsentiert. Sie ist das göttliche Licht, die schöpferische Urkraft und die Wärme, die alles im Gleichgewicht hält – ein Aufruf, das eigene innere Leuchten zu erkennen und zu kultivieren.
Mehr über die verschiedenen Formen der Durga, findest du hier: