Haridwar – Baden im heiligen Ganges

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Von einer Reise nach Haridwar, einer wichtigen Pilgerstadt am heiligen Ganges, träumt jeder gläubige Hindu. In dieser Stadt dreht sich alles um Religion, Tempel, Poojas und natürlich um das rituelle Bad im heiligen Fluss.

Wir besuchten Haridwar während eines Tagesausfluges von Mussoorie aus. Nach den relaxten Tagen auf der Hillstation kam mir Haridwar wie ein riesiger Ameisenhaufen aus Menschen vor. Was für ein Gewusel und Gewimmel von Menschen! Ich konnte einfach nur staunen. Dabei waren während der Mittagszeit wohl verhältnismässig wenige Menschen hier.

Wo es viele Pilger hinzieht, sind natürlich auch die Bettler und Geschäftemacher nicht weit entfernt. Natürlich fiel ich zwischen all den indischen Pilgern auf wie ein bunter Hund und dementsprechend oft wurden wir auch angebettelt. Normalerweise sind wir eigentlich grosszügig und geben einen 5er oder 10er, wenn alte Menschen betteln. Hätten wir jedoch angefangen unser weniges Kleingeld zu verteilen, hätte es kein Ende gegeben. So beschlossen wir 20 Bettlern ein Mittagessen zu bezahlen. Das Menu war bereits gekocht und die Bettler schnell zu Stelle, so dass Prabhu nochmals für 10 nachzahlte.

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Auch die Grösse und Breite des Ganges hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube kaum, dass ich je zuvor so einen breiten Fluss gesehen habe.

Das Har-ki-Pauri Ghat war voller Menschen. Während wir nur unsere Füsse im heiligen Fluss wuschen, nahmen die meisten Pilger ein rituelles Vollbad. Doch der Ganges ist nicht einfach so ein nettes Flüsschen zum kurz Reinspringen, starke Strömungen machen dieses Unterfangen gar nicht so einfach. Daher hat es überall Metalketten, wo sich die Pilger festhalten können. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich unter der Brücke etwas flussabwärts überall Ketten zum Festhalten, scheinbar ist der eine oder andere Pilger auch schon von der Strömung mitgerissen worden. Da die meisten Inder nicht schwimmen können, scheint es mir gar nicht so ungefährlich.

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Doch nicht nur die Muttergöttin Ganga, wie der Ganges in Indien genannt wird, macht Haridwar für Pilger so bedeutsam. Man glaubt auch, dass in Haridwar ein Tropfen Amrit, Nektar der Unsterblichkeit auf die Erde fiel.

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Der Legende nach rührten die Devas (Götter) und die Asuras (Dämonen) mit Hilfe der Schlange Vasuki den Milchozean auf, um den Nektar der Unsterblichkeit zu gewinnen. Dhanvantari, eine Inkarnation von Lord Vishnu, trug den Nektar in einem runden Krug aus dem Milchozean. Doch die Götter und die Dämonen gerieten darauf in einen heftigen Streit und so fielen vier Tropfen des Amrits auf die Erde. Allahabad, Haridwar, Ujjain und Nashik sind aus diesem Grund ganz besondere Pilgerstädte. Zu ganz bestimmten astrologischen Zeiten und Konstellationen, die schon vor langer Zeit berechnet wurden, sollen sich die Tropfen des Amrits manifestieren. Die Pilger glauben, dass an diesen Tagen die Auflösung der Sünden und des Karmas möglich ist.

Diese wichtigen Festtage finden an der Kumbh Mela, dem Krug-Fest statt. Die Kumbh Mela gilt als das grösste religiöse Fest im Hinduismus und auf der ganzen Welt. Die vier Städte wechseln sich bei der Ausrichtung des Festes ab. Es gibt 5 verschiedene Arten der Kumbh Mela und sie finden in einem 3-, 6-, und 12-Jahresrhythmus statt.

Viele Sadhus, die sonst in Abgeschiedenheit leben, reisen nur für diese Festlichkeiten von weit her an. Neben den rituellen Waschungen sind die oranggekleideten Bettelmönche oder die halb- oder ganz nackten Babas die Hauptattraktion der Kumbh Mela. Doch bei über 3 Millionen Besuchern möchte ich da ehrlich gesagt lieber nicht dabei sein.

Hat man Zeit in Haridwar etwas länger zu bleiben, sollte man unbedingt am Ganga Aarti teilnehmen. Nach Sonnenuntergang kommen viele Priester von allen Tempeln in Haridwar zusammen und lobpreisen die Götter mit Feuer und Blumen. Tausende von Öllichtern erhellen die Nacht und die Priester schwenken und kreisen mit ihren Öllampen. Auch die religiösen Gesänge, die Bhajans erklingen und viele legen als Dank und Ehrerbietung Blumen in den heiligen Fluss.

Mehr Informationen über den heiligen Ganges findest du hier:

Mutter Ganga – der heilige Fluss

10 Antworten

  1. Toll geschrieben. Ich bin auch ein Indien Fan und gebe gern ein wenig Geld.Oft geben wir auch Süßigkeiten oder Buntstifte und Malhefte den Kinder und Hygieneartikel für die Eltern,aber Menschen eine kleine Malzeit zu spenden……..tolle Idee.

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