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Strassenhunde in Indien

Strassenhunde in Indien – sind sie gefährlich?

Strassenhunde in Indien

Meine persönliche Einschätzung:

Ich habe ein grosses Herz für die Strassenhunde in Indien. Zwei haben das Glückslos gezogen und dürfen nun als Familienmitglieder bei uns leben. Unsere Simba haben wir aus einem Strassenhund-Projekt adoptiert. Ihre Mutter wurde von einem Auto überfahren. Bei unseren Runden durchs Quartier spielte sie immer mit einer süßen Hündin, die einen kleinen schwarzen Welpen hatte. Als die Mutter vergiftet wurde, nahmen wir den Welpen auf. Züttu und Simba sind ein tolles Team und eine enge Freundschaft verbindet die beiden.

Strassenhunde in Indien
Unsere Hundemädels am Spielen auf der Dachterrasse

In unserem Quartier kenne ich praktisch jeden Strassenhund. Ich habe mir auf den Spaziergängen mit Simba und Züttu auch für alle passende Namen ausgedacht.

Alle 6 Monate kommen einige Welpen dazu und andere verschwinden. Doch viele kenne ich schon über mehrere Jahre. Auf unserer Runde, die ein Kilometer lang ist, treffe ich ungefähr auf 18-25 Hunde. Ich lebe jetzt über 10 Jahre in diesem Land und ich habe noch nie einen wirklich aggressiven Hund erlebt. Klar gibt es Kläffer, die lautstark bellen, wenn ich mit unseren Ladies vorbeikomme, aber nach 5 Metern ist dann wieder gut. Viele Anwohner sind den Hunden wohlgesinnt und versorgen sie mit Essensresten. Manche Hunde werden quasi adoptiert, das heißt, sie bekommen ein Halsband und werden mehr oder weniger mit Essen versorgt. Auch die schlechte Abfallentsorgung bietet den Hunden Nahrung.

Die meisten Inderinnen und Inder haben Angst vor Hunden. Es gibt zwar viele, die sich in den Städten als Prestige oder aus Sicherheitsgründen Rassetiere kaufen, aber leider haben die wenigsten eine Ahnung von Hunden, geschweige denn von Hundeerziehung. Über Schläge werden die reinrassigen Tiere dann von „ausgebildeten“ Hundetrainern erzogen oder eben auch nicht.

Strassenhunde in Indien
Strassenhunde am Strand

Kinder und Frauen schreien oft in hoher Tonlage und rennen weg, wenn ein Hund zu nahe kommt. Dass solche Reaktionen den Jagdtrieb im Hund anspricht, wissen die wenigsten. Oft werden die Hunde auch mit Steinen beworfen oder mit Stöcken geschlagen. Mit gezielter Aufklärung könnten viele Hundebisse vermieden werden.

Zahlen und Fakten:

Wer eine Reise nach Indien macht, wird viele Strassenhunde antreffen. Rund 35 Millionen Streuner leben auf dem Subkontinent.

Strassenhunde in Indien
Zwei Hundewelpen in unserem Quartier

Auf den ersten Blick wirkt diese Zahl enorm hoch, aber wenn man ihnen 1.339 Milliarden Menschen (2017) gegenüberstellt, relativiert sich dies sehr.

Immer wieder liest man von schrecklichen Hundeattacken, denen vor allem Kinder zum Opfer fallen. Auch werden jährlich rund 1.75 Millionen Menschen gebissen. Trotz staatlichen Impf- und Sterilisationskampagnen ist in Indien die Tollwut immer noch aktiv. Pro Jahr gibt es ungefähr 18‘000 – 20‘000 Fälle von Tollwut. Auch Affen können Tollwut übertragen. Allein in Delhi wurden 2015 in den ersten 11 Monaten 1800 Affenbisse verzeichnet.

Strassenhunde in Indien
Hunde und Affen spielen zusammen auf der Insel Elephanta

Pariah Dogs:

Die Strassenhunde Indiens, auch Pariah Dogs genannt, sind ursprünglich verwandt mit dem australischen Dingo, dem israelischen Cannan-Hund, dem singenden Hund aus New Guinea und auch der zentral-afrikanische Dorfhund gehört zu seinen Vorfahren. Der Pariah Hund hat sich durch natürliche Auslese und ohne menschliche Intervention entwickelt. Das Ergebnis ist ein sehr robuster, wachsamer, eigenständiger Hund, der sich sehr an seine Umgebung und das Klima angepasst hat. Die Hunde gelten als intelligent und sie sind gute Wachhunde.

Strassenhunde in Indien
überall kann man sie antreffen- hier in einem Tempel

Die Versäumnisse der Regierung und oft traurige Realitäten:

Der Staat hat in seinen Animal Birth Control-Programm strikte Regeln festgelegt, wie und welche Hunde gefangen werden dürfen, um sie zu sterilisieren und zu impfen.

Hunde unter 6 Monaten, trächtige Hündinnen und Tiere, die unter ansteckenden Krankheiten leiden, dürfen nicht gefangen werden. Nach dem Eingriff müssen die Tiere wieder dort freigelassen werden, wo sie gefangen wurden.

In den meisten Städten nimmt man es mit diesen Regeln jedoch nicht genau und die Regierung tut zu wenig, um die Hundepopulation zu kontrollieren und zu impfen. Oft werden gefangene Hunde umgesiedelt und in anderen Stadtteilen freigelassen. Für die Hunde eine schwierige Situation. Sie verlieren ihr Rudel und müssen sich geschwächt von der Operation in einem neuen Rudel zurechtfinden und behaupten. Auch die Futterquellen, die ein Hund vorher genau kannte, sind plötzlich weg. Es drohen Hunger und Krankheit.

Die Angst vor Bissen und Tollwut führt leider immer wieder dazu, dass Anwohner das Recht in die eigenen Hände nehmen. Manche stören sich auch am nächtlichen Gebell und fühlen sich lärmgeplagt. So verschwinden viele Tiere und man weiß nicht, was mit ihnen passiert ist.

Nach Angaben von Tierschützern verschwanden 2018 Hunderte von Hunden und nur wenige konnten wiedergefunden werden. Viele Anwohner kennen „ihre“ Hunde genau. Manchmal bekommen sie auch ein Halsband, damit der Hundefänger sie nicht mitnimmt. So haben auch Streuner durchaus ihre Menschen, die sie mit Essensresten versorgen.

Verschwinden Hunde einfach so, dann kann man davon ausgehen, dass Anwohner die Initiative ergriffen haben, die Hunde zu entfernen.

Oft sind die Tiere nicht krank und sie haben auch niemanden gebissen. Illegale Hundefänger, die rein gar nichts mit den offiziellen Behörden zu tun haben, werden beauftragt und die Hunde sind weg. In Bangalore wurden illegale Hundefänger erwischt. Mit einem falschen Logo der offizellen Stellen getarnt, haben sie Hunde eingefangen, geschlachtet und das Fleisch an Lokale außerhalb der Stadt verhökert.

Auch werden Tiere einfach eigenmächtig vergiftet. So wurden beispielsweise im Oktober 2018 in einem Stadtteil von Hyderabad 50 Hunde vergiftet. Die Hunde sind qualvoll gestorben und hatten alle Schaum vor dem Mund.

Tierschutz:

In den Städten werden Tierschützer immer aktiver. Hier in Chennai ist Blue Cross am bekanntesten.

Sie nehmen kranke und verletzte Tiere auf und eilen auch zu Hilfe, wenn ein Tier in Not geraten ist. Suriyan und ich haben dort längere Zeit freiwillig mitgeholfen. Während der großen Chennai-Flut 2015 haben sie viele Tiere vor dem Ertrinken gerettet. Hunde und Katzen können adoptiert werden.

Umgang mit Strassenhunden als Tourist:

Sofort stellt sich natürlich die Frage der Tollwut-Impfung. Ich persönlich bin nicht gegen Tollwut geimpft. Da ich in einer Großstadt mit einer guten medizinischen Versorgung lebe, ist dies auch nicht zwingend nötig. Bei einem Hunde- oder Affenbiss muss man mit und ohne Impfung sowieso zum Arzt. Der einzige Unterschied ist, dass man mit einer Impfung etwas mehr Zeit hat.

Dies zu wissen, gibt vielen etwas Sicherheit, vor allem wenn man plant abseits der großen Städte zu reisen. Wer Hunden und Affen gegenüber ängstlich ist, dem würde ich eine Impfung ans Herz legen. Menschen, die Angst haben, verhalten sich oft falsch und haben leider die höhere Wahrscheinlichkeit gebissen zu werden.

Wie verhalte ich mich bei aggressiven Tieren?

Wenn Hunde oder auch Affen aggressiv werden, sollte man den Blickkontakt meiden, ruhig bleiben und weitergehen. Hektische Bewegungen, weglaufen und schreien, wecken den Jagdtrieb und sollten auf jeden Fall vermieden werden.

Viele Hunde haben mit Menschen schlechte Erfahrungen gemacht und sind daher im Umgang sehr ängstlich und scheu.

Fühlt man sich extrem bedroht, kann man auch so tun, als ob man einen Stein vom Boden aufnimmt und diesen wirft.

Vorsicht ist in der Nacht geboten. Die Rudel verteidigen ihre Reviere und Schlafplätze in der Nacht. Da kann es als Fußgänger oder auch als Motorradfahrer sehr ungemütlich werden. Solche Situationen sollte man vermeiden und sich ein Taxi oder eine Riksha leisten. Wenn es gar nicht anders geht, unbedingt einen Stock mitnehmen.

Strassenhunde in Indien
Strassenhunde sind durchaus auch gute Jäger. Hier habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich die Beute sah.

 

5 Antworten

  1. Wir sind in Goa auch häufig auf einzelne Hunde und auch Gruppen getroffen. Zu Anfang war das manchmal unangenehm, weil wir nicht wussten was da auf uns zukommt. Es ist aber nie etwas passiert und die Tiere waren in erstaunlich „guter“ Verfassung. Ich habe auch mehr Respekt vor Affen.

  2. Ich bin letztes Jahr ohne mein Zutun von einem Rudel bestehend aus ca. 15 Hunden angegriffen worden. Seit über 20 Jahren bin ich an diesem Strand in Goa spazieren gelaufen ohne dass was passiert ist. Dieses Mal ging es schief. Einer der Hunde hat mich gebissen so dass ich eine Tollwutimpfung machen musste. Von dem gleichen Rudel sind noch mehrere Leute angegriffen worden. Ein älterer Mann wurde blutig gebissen. Es ist nicht so dass ich mich in Indien nicht auskenne. Ich besitze zusammen mit meiner Frau ( sie ist Goannerin) ein Haus in Indien. Dass solche wilden Hunde nicht aggressiv sein sollen ist Blödsinn und wird meiner Meinung nach nur von verblendeten Tierliebhabern geglaubt.

    1. Ich habe in meinem über 11 Jahren in Indien gottlob noch nie eine solche Situation erlebt. Natürlich kommt es auch immer darauf an, was die Hunde für Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Viele Inder sind den Hunden nicht wohlgesinnt und werfen Steinen nach ihnen. Nachts kann es gefährlich werden, da die Hunde ihr Revier verteidigen. Tut mir sehr leid, dass du gebissen wurdest. Das ist definitiv nicht spaßig in einem Land, wo Tollwut aktiv ist. Liebe Grüße aus Chennai

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