Bereits als Kind konnte mich Spinat nie begeistern. Im Gegenteil, der grüne Brei bewirkte bei mir automatisch einen Brechreiz. „Schau mal, wie stark der Popeye wird, wenn er Spinat isst!“, versuchte mein Vater immer wieder erfolglos sein Glück.
Meine Mutter hatte mit der Zeit Einsehen, und so erhielten mein Bruder und ich ein Veto-Recht. Ein Gemüse nach Wahl mussten wir nicht essen – klar war es bei mir der Spinat.
Erst als Erwachsene entdeckte ich, dass ich ihn eigentlich mag und langsam fand er zurück auf meinen Teller.
In Indien ist es jedoch eine Sache mit dem Spinat. Ich pflege zu ihm eine Art Hassliebe. Der grüne Muntermacher braucht hier Geduld und bei meinen Schwiegereltern braucht es schier unendliche Geduld.
Es beginnt damit, dass man vor einem großen Bündel sitzt und die vielen scheinbar endlosen Blätter von den Stängeln abzupfen muss. In Südindien gibt es ganz viele verschiedene Spinatsorten und alle haben kleine oder noch kleinere Blättchen.
Auch der Waschprozess braucht mehr Zeit, denn nichts ist hier vorgewaschen und erst muss er mit normalem Wasser und danach mit Trinkwasser aus dem Wasserfilter gespült werden.
Der einzige Vorteil beim Kochen von Spinat sehe ich darin, dass er schnell gekocht ist. Zugegeben, da zeigt er sich wirklich von der netten Seite.
Als ich heute die Küche meiner Schwiegereltern betrete, möchte ich am liebsten wieder gehen. Es gibt Spinat! Ich habe keinen Bock darauf, d. h. ich habe keinen Bock auf die viele Arbeit. Meine Schwiegereltern sind der felsenfesten Überzeugung, dass der Spinat nur von Hand zermahlen gut schmeckt. Dafür gibt es in ihrem Haushalt einen Stößel und einen speziellen Tonkrug.
Ich hasse diese Arbeit! In kleinen Portionen muss man den gekochten Spinat, die Tomaten und Chilis zu Brei zermahlen. Das dauert ungefähr 20 Minuten. Ich zerstampfe diesen eher lieblos, genervt und denke dabei an den Mixer, der dies besser und schneller könnte.
Ich bin überzeugt, dass niemand den Unterschied zwischen von Hand oder Mixer zermahlenem Spinat bemerken würde, aber alten Leuten widerspricht man in Indien nicht.
„It has to be smooth“, kommentiert mein Schwiegervater, wenn ich schon „spinat-genervt“ bin.
Mein liebstes Spinat-Rezept ist übrigens Palak Paneer aus Nordindien. Hier der Link zum Rezept:
https://irene-in-indien.com/palak-paneer-indischer-frischkaese-mit-spinat/
9 Antworten
Oh je, ich esse Spinat eigentlich sehr gerne, aber nur als Blattspinat. Pürierten Spinat hasse ich – wobei die indische Variante bestimmt würziger ist als die Deutsche.
Für meinen Blsttspinat brate ich Zwiebeln und Ingwer an, darüber ein (fertiges) Madrascurry, dann die Spinatblätter dazu und mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Man kann dann noch etwas Schafskäse/Fett dazu würfeln, schmeckt super lecker und ist in ein paar Minuten fertig.
Ist aber wohl nichts für Deine Schwiegereltern 😀
LG Moni
Bei uns gibt es auch Spinat-Poriyal. Da wird der Spinat nicht zermahlen, sondern nur geschnitten. Das ist um Vergleich auch sehr schnell gemacht. Aber ja, die beiden stehen vor allem auf ihren von Hand zermahlen Kirai / Spinat. Liebe Grüße Irène
Was mir auffällt ist, dass du von normalem Wasser und Trinkwasser sprichst 😎
Ja, das normale Wasser, das bei uns zum Wasserhahn rausfließt, ist leider kein Trinkwasser.
Das muss sehr gewöhnungsbedürftig sein für eine Schweizerin
Ja, das war anfangs sehr ungewöhnlich, aber inzwischen normal.
Und wenn du versuchst, das ganze als Beschäftigungstherapie zu sehen? Vielleicht wollen deine Schwiegereltern auf diese Weise mehr Zeit mit euch verbringen? Und ticken die Uhren in Indien eh nicht anders? 😉
Beschäftigung ja, Therapie nein 🤣! Ja, die Uhren ticken schon anders und jetzt mit Corona noch mehr. Wir sitzen ja alle daheim.
Mit dem Wissen, das es ruckzuck mit dem Mixer gehen würde, kann ich einfach kaum Motivation und Geduld aufbringen. Liebe Grüße Irène
Voll lecker … mittlerweile