Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung: Fernweh trifft Familienalltag
2. Ist eine Reise nach Indien mit Kindern sinnvoll?
3. Herausforderungen beim Reisen mit Kindern
3.1. Impfungen und Krankheiten
3.2. Das andere Essen
4. Das große Plus: die Die indische Kinderfreundlichkeit
5. Tipps für das Reisen mit Kindern in Indien
5.1. Reisevorbereitung
5.2. Reiseplanung
5.3. Unterkunft
5.4. Essen und Trinken
5.6. Gesundheit
5.7. Unterhaltung
6. Fazit
1. Fernweh trifft Familienalltag
Der Alltag vieler Familien ist von Routinen geprägt. Im Urlaub sehnen sich viele nach Abwechslung und träumen von Abenteuern in fernen Ländern. Reisen ist heute für viele selbstverständlich geworden, und nahezu jedes Reiseziel ist durch günstige Flüge erreichbar.
Auch das Reisen mit Kindern hat sich verändert. Während früher Ferien zu Hause oder Ferien in Nachbarländern üblich waren, gehören in der heutigen Zeit Flugreisen für viele Familien zum Urlaub dazu. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und vieles scheint machbar – nach Indien reisen mit Kind ist somit auch eine Option.
2. Ist eine Reise nach Indien mit Kindern sinnvoll?
Seit über 15 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Indien und unser Sohn hat die Mehrheit seiner Kindheit in Indien verbracht. Auf vielen Reisen haben wir dieses riesige, vielfältige Land auch entdeckt und kennengelernt.

Indien ist ein faszinierendes, aber auch herausforderndes Reiseziel, das viele Reisende an ihre persönlichen Grenzen bringt. Armut, Umweltverschmutzung und Krankheiten können für Touristen belastend sein. Ein Kulturschock ist nicht ungewöhnlich, und es braucht Zeit, sich an das indische Chaos zu gewöhnen.
Für Familien mit kleinen Kindern und ohne Indien-Erfahrung ist es ratsam, eine Reise nach Indien sorgfältig zu überdenken oder auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Wenn man nicht aus familiären oder beruflichen Gründen mit kleinen Kindern nach Indien reisen muss, würde ich die Reise ein paar Jahre aufschieben.
Kleinkindern kann man auf Reisen durch Indien schlecht gerecht werden. Ständig muss man aufpassen, dass sie nichts in den Mund stecken, dass sie nicht davon laufen, dass sie kein Tier anfassen. Ein Kind oder mehrere Kinder ständig im Auge zu behalten, ist für die Eltern anstrengend.
Die Kinder sind sich gewöhnt, dass sie gewisse Bewegungsfreiheiten haben. Diese werden in Indien doch arg beschnitten. Trotz der kinderreichen Bevölkerung sind in Indien öffentliche Einrichtungen wie Spielplätze oder Wickelräume weniger verbreitet als in vielen westlichen Ländern oder es gibt sie schlicht und einfach nicht.
Ab dem siebten Lebensjahr kann man die Kinder besser auf eine Indienreise vorbereiten. Ab diesem Alter können sie Gefahren besser einschätzen und verstehen. Auch bekommen sie etwas vom Land und der Kultur mit, das ihnen sicherlich in Erinnerung bleiben wird.
Ältere Kinder sollten auf eine Indienreise vorbereitet werden, ich denke es ist wichtig bereits im Vorfeld über Armut zu sprechen und die Kinder für die indische Kultur zu sensibilisieren. Wie geht man mit Bettlern um? Wie soll man auf ständige Anfragen für Selfies reagieren? Was sollte man bei Hunden und Affen beachten? Auch während der Reise sind regelmäßige Gespräche über Eindrücke und Erfahrungen hilfreich, um die indische Kultur besser zu verstehen und das Erlebte zu verarbeiten.
3. Nach Indien reisen mit Kind – Herausforderungen
3.1. Impfungen und Krankheiten
Bereits vor der Reise sollte man sich Gedanken über das Impfen machen. Ich weiß, dass Impffragen für viele Eltern ein sensibles Thema sind, und dass viele impfkritisch eingestellt sind. Doch hier kann ich einfach nur zu bedenken geben, dass es einen großen Unterschied macht, ob man sich in Deutschland oder der Schweiz gegen Impfungen entscheidet, oder ob man in Indien ist. Erstens ist ein Kind in der Regel durch den flächendeckenden Impfschutz im Heimatland recht gut geschützt. Zweitens steht rund um die Uhr eine hervorragende medizinische Versorgung zur Verfügung, wenn eben doch etwas passieren sollte.
Hier die wichtigsten Adressen der Tropeninstitute in Deutschland, der Schweiz und Österreich:
- Deutschland: Das Tropeninstitut Deutschland bietet übrigens auch schriftliche und telefonische Reiseberatungen an.
- Schweiz: Auch das SWISS TPH (Swiss tropical and public health institute) bietet Reiseberatungen an.
- Österreich
Es ist wichtig, sich vor der Reise mit einem Reisemediziner über notwendige Impfungen und Vorsorgemaßnahmen zu beraten, um die Gesundheit der Kinder zu schützen.
In Indien gibt es in den Metropolen gute Krankenhäuser, die man mit „westlichen“ Standards vergleichen kann, aber außerhalb der Großstädte nimmt die Qualität der medizinischen Versorgung rapide ab. Erkrankt ein Kind, muss man oft schnell handeln und innerhalb kurzer Zeit einen Arzt aufsuchen. Erbrechen, Durchfall und Fieber können Kinder innerhalb weniger Stunden dehydrieren. Dies habe ich erlebt, als unser Sohn 2 Jahre alt war. Obwohl ich wusste, dass Kleinkinder schnell dehydrieren, war ich von der Geschwindigkeit überrascht.
Leider ist in Indien die Tollwut immer noch aktiv. Laut der WHO gibt es in Indien rund 20.000 Todesfälle jährlich. Viele Kinder sind von Strassenhunden und Affen fasziniert und es zieht sie oft, wie magisch angezogen, in ihre Nähe, was ein erhöhtes Risiko darstellt.
Auch die lange Flugreise, die Zeitumstellung und das andere Klima sind für Kleinkinder oft schwierig.
Leider gibt es in Indien auch gefährliche Krankheiten, die man noch nicht impfen kann. Malaria, Dengue-Fieber und Chikungunya werden von Moskitos übertragen. Mein Sohn und ich sind 2014 an Dengue erkrankt und lagen fast eine Woche im Krankenhaus. Ein Kleinkind ständig mit deet haltigen Moskitosprays einzusprühen, ist für die empfindliche Kinderhaut auch nicht das Wahre.
3.2. Das andere Essen
Das Essen in Indien ist oft scharf, ungewohnt und schmeckt den Kleinen in der Regel nicht. Natürlich kann man sich im Supermarkt mit Bananen, Zwieback, Biskuits, … eindecken und im Restaurant milde Gerichte bestellen, aber die Umstellung ist für die Kleinen ziemlich schwierig. Gerade bei Kleinkindern, die ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt haben, ist ständig Vorsicht angebracht. Die hygienischen Bedingungen in Garküchen und Restaurants lassen oft zu wünschen übrig und durch längere Stromausfälle werden die Kühlketten immer wieder unterbrochen. Auf frisch gepresste Fruchtsäfte, Eiswürfel, Eiscreme, Milchspeisen, bereits geschnittene Früchte sollte man besser verzichten.
4. Das große Plus: Die indische Kinderfreundlichkeit
Was in Indien wirklich wunderschön ist, ist die Tatsache, dass man mit Kindern immer und überall willkommen ist. Die Inderinnen und Inder lieben Kinder über alles und sind diesbezüglich sehr tolerant und hilfsbereit. Allerhand Sonderwünsche werden für Kinder sehr gerne erfüllt.
Auf der anderen Seite empfinden „Westler“ Inderinnen und Inder oft distanzlos und übergreifend. Sehr gerne werden auch fremde Kleinkinder liebevoll in die Wange gekniffen. Hier in Indien ein Zeichen, dass man dieses Kind besonders mag und süß findet.

Doch ein hellhäutiges, eventuell sogar blondes und blauäugiges Kleinkind wird in Indien halt oft in die Wange gekniffen. Gerne werden Kinder auch auf den Arm genommen oder einfach berührt. Heutzutage kommt auch noch der Selfie-Kult dazu, den ich absolut schrecklich finde.
So werden viele euer Kind fotografieren wollen, teilweise auch ungefragt. Viele ausländische Kleinkinder sind sich dies nicht gewöhnt, und es wird ihnen oft zu viel. Eltern sind da sehr gefragt und müssen in einem Balanceakt solche Situationen schnell erfassen und reagieren. Einerseits möchte man die netten Inderinnen und Inder nicht vor den Kopf stoßen, andererseits muss man sein Kind schützen und für Abgrenzung sorgen.
Ich beispielsweise hätte gar keine Freude daran gehabt, mein Kind von fremden Personen ablichten zu lassen. Aus diesem Grund würde ich Kleinkinder auch nicht nackt baden oder spielen lassen. Nicht weil dies gegen das Schamgefühl der Inder verstößt, sondern um das Kind vor Nacktaufnahmen zu schützen. Letztlich weiß man nämlich nie, was mit diesen Fotos passiert.
5. Tipps für das Reisen mit Kindern in Indien
5.1. Reisevorbereitung:
- Einige Monate vor der Reise die Impffragen für sich selbst und das Kind klären und sich von einem Reisemediziner beraten lassen. Ich finde es für Erwachsene und Kinder sinnvoll, einige Wochen vor der Reise das Immunsystem zu stärken. Ich fand die Echinacea-Tropfen von Dr. Vogel hilfreich, aber es gibt eine Fülle an verschiedenen guten Präparaten.
- Eine Reiseapotheke, die speziell auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet ist, gibt Sicherheit. Am besten man lässt sich professionell in der Apotheke oder beim Kinderarzt beraten. Hat das Kind intensiven Kontakt mit einheimischen Kindern, sollte man auch auf Läuse achten. Wir wurden immer wieder mit Läusen beglückt.
5.2. Reiseplanung:
- Die Reise sorgfältig und möglichst kinderfreundlich planen. Weniger ist mehr! Auch sollte man versuchen, immer wieder kleine Ruheoasen einzuplanen. In Indien bleibt einem nichts anderes übrig, als sich flexibel dem Kind anzupassen. Wir haben beispielsweise eine dreiwöchige Reise abgebrochen, weil unser Sohn am fünften Tag erkrankte.
- Für den Flug sollte man den Babys einen Schnuller geben. Durch das Saugen können sie den Ohrendruck besser ausgleichen. Als unser Sohn etwas älter war, durfte er beim Starten und Landen jeweils einen kleinen Lollipop schlecken.(Übrigens ein Tipp von meinem damaligen Kinderarzt.) Das hat sich immer sehr bewährt. Unser Sohn konnte so den Druckausgleich gut meistern und war überglücklich mit seinem Lollipop, den es nur auf Flugreisen gab.
- Mit einem Kleinkind würde ich es mir leisten, mit einem eigenen Fahrer zu reisen. Das ist definitiv komfortabler, stressfreier und man ist immer flexibel. So kann man zu jeder Zeit anhalten, wenn das Kind mal muss oder man kann bequem im Auto die Windeln wechseln oder das Kind stillen. Das Auto ist auch Rückzugsort vor dem oft etwas hektischen, chaotischen und lauten Indien.
5.3. Unterkunft:
- Bei den Reisezielen und bei der Hotelwahl die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen. Oft ist die Hotelanlage der einzige Ort, wo man Kindern etwas mehr Freiraum geben kann. Etwas bessere Hotels mit Pool und Spielplatz lohnen sich auf jeden Fall.

5.4. Essen und Trinken:
- Beim Essen und Trinken Vorsicht walten lassen. Ein Taschenmesser, Sparschäler und Tupperware-Behälter mitnehmen, sodass man Früchte und Gemüse selbst schneiden kann. Früchte und Gemüse sollte man immer schälen, da sie oft gespritzt und mit Chemikalien behandelt werden.
- Immer genügend sauberes Trinkwasser und etwas zum Essen dabei haben. Dabei sollte man darauf achten, dass die Wasserflaschen beim Kauf versiegelt sind.

5.5. Gesundheit:
- Hut, Sonnencreme und Moskitospray immer in der Handtasche haben und einsetzen. Dengue-Fieber und Chikungunya werden durch tagaktive Mücken übertragen.
- Wenn das Kind hohes Fieber bekommt oder an Durchfall erkrankt, nicht zu lange warten und einen Arzt aufsuchen. Kleinkinder dehydrieren enorm schnell.
- Feuchttücher leisten oft gute Dienste. Vor dem Essen und auch sonst ab und zu die Hände waschen. Manche nehmen auch Desinfektionsmittel für die Hände mit. Ich mag dies weniger und wasche mir lieber öfter die Hände. Für das große Geschäft sollte man Toilettenpapier dabei haben.
- Ein sauberes Tuch, das als Bettdecke, Schlafunterlage oder als Kopfkissen umfunktioniert werden kann, ist sehr hilfreich.
Weitere Gesundheitstipps findest du hier.
5.6. Unterhaltung
- Lieblingsspielsachen mitnehmen. Unser Sohn zeigte praktischerweise immer Interesse am Zeichnen und Basteln. So hatte ich immer kleine Mini-Farbstifte, einen Papierblock und Klebestreifen in meiner Handtasche. Oft haben wir auch Papier gefaltet. Die entstandenen Papierschiffe, Portemonnaies, Frösche, Schmetterlinge und vieles mehr haben für Abwechslung gesorgt und wurden zu Spielmaterial.
- Musik und Hörspiele für die Kleinen sind oft Gold wert.
6. Fazit
Eine Reise nach Indien mit Kindern kann eine bereichernde Erfahrung sein. Meiner Meinung nach erfordert es jedoch eine sorgfältige Planung und Vorbereitung, die die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt. Im Internet berichten einige Familien, die mit Kindern in Indien unterwegs waren, durchaus positiv über ihre Indienreise. Hier zum Beispiel ein Youtube-Video von „TheNewbys Explore“, die 5 Wochen mit ihren beiden kleinen Söhnen durch Indien gereist sind.
Eltern sollten die Herausforderungen realistisch einschätzen und flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren. Ich persönlich würde von einer Reise mit Kleinkindern eher abraten, aber auch das kann bei sorgfältiger Planung und etwas Indien-Erfahrung möglich sein.
Das Schönste für uns war die extreme Hilfsbereit- und Gastfreundschaft, die wir erleben durften, als wir mit unserem Sohn unterwegs waren.
4 Antworten
Auch in Europa ist es verantwortungslos sein Kind nicht zB gegen Masern impfen zu lassen und sich auf die anderen zu verlassen
Sehr interessanter Beitrag!!! Unsere Maus ist zwar schon 7, muss aber auch ständig alles anfassen. 🙂
Indien wäre sicher eine Reise wert, aber das werde ich mir wohl in diesem Leben nicht mehr leisten können.
Aber deshalb lese ich auch so gerne hier: ist wie Urlaub. 🙂
LG
Jacky
Danke Irene, für diese ausführlichen Hinweise. Kann nur zustimmen. Wir waren mit den Kids (12+9) im frühjahr dort, haben alles „heil“ überstanden und hatten einen schönen Urlaub (mit Bildungsteil , Patenkind besucht).
Mein Rat: 1. sich Regeln setzen und die bis zum Ende der Reise durchziehen.
2. größere Kids kommen auch mal mit Reis, Naan und Ketchup aus 😉 …. sorry, ich weiß du kochst gern
Mit größeren Kids wird es mit dem Essen auch einfacher, da sie eine gewisse Schärfe besser vertragen. Die indische Küche hat ja viele leckere Sachen zu bieten.