Modernes Indien – IKEA Bangalore

Modernes Indien - IKEA Bangalore

Mein letzter Besuch in einer IKEA-Filiale liegt über 14 Jahre zurück. Als wir noch in der Schweiz lebten, besuchten wir ab und zu das riesige schwedische Möbelhaus. Einige IKEA-Produkte sind sogar mit uns nach Indien ausgewandert. Besonders die Bettwäsche und Fixleintücher habe ich immer sehr geschätzt. Lange Zeit konnte man solche westlichen Artikel in Indien gar nicht kaufen. Dass IKEA einmal den Weg nach Indien finden würde, hätte ich mir damals nicht im Traum vorstellen können.

Tja, und nun ist der blau-gelbe Riese hier. Inzwischen gibt es bereits drei Filialen in Indien, eine davon in Bangalore. Auch nach Chennai soll IKEA kommen, aber das dauert scheinbar noch mindestens drei Jahre.

Meine Bettwäsche, die mir viele Jahre treue und gute Dienste geleistet hat, fällt langsam auseinander. Es ist höchste Zeit für ein Upgrade. Ich checkte die Webseite der IKEA Bangalore, aber sie liefern leider nicht bis nach Chennai.

Da wir Anfang Juli Ferien in Coorg machten, lag Bangalore auf dem Weg. Und für mich war klar: Ich wollte einen Halt bei IKEA Bangalore einlegen. Meine Männer zeigten sich nicht wirklich begeistert, aber widerwillig machten sie bei meinem Projekt mit.

Das große blaue Gebäude liegt im Herzen von Nagasandra. Es war seltsam – bereits als wir den Parkplatz erreichten, hatte ich das Gefühl, nicht mehr in Indien zu sein. Ich war in einer anderen Welt angekommen, einer Welt, die ich von früher kannte und die auch nach über 14 Jahren gleich aufgebaut war und gleich funktionierte.

Modernes Indien - IKEA Bangalore

Auch mein Liebster zeigte sich beeindruckt. In Indien ein solches Projekt zu verwirklichen, ist nicht einfach. Es ist, als ob sie die schweizerische IKEA von Lyssach einfach nach Bangalore gebeamt hätten. Alles ist genau gleich strukturiert und aufgebaut. Nur die Kundschaft und die Angestellten waren indisch. Die Angestellten begrüßten mich fast so, als ob ich direkt aus Schweden gekommen wäre: „Good morning, Madam. How are you? May I help you?“

Indische Familien, ältere und jüngere Paare schlenderten durch die endlos langen Gänge. Für die indische Kundschaft aus Bangalore schien das nichts Besonderes mehr zu sein.

Da es inzwischen Mittagszeit war, beschlossen wir, in der IKEA zu essen. Die gleichen Tabletts, die gleichen Wägelchen, das gleiche Geschirr – es war, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Nur beim Essen gab es scheinbar indische Anpassungen.

Die berühmten Rindfleisch-Bällchen „Köttbullar“ mussten angepasst werden und werden nun mit Hähnchenfleisch angeboten. In diesem Punkt lässt die indische Regierung nicht mit sich spaßen, das musste Jahre zuvor auch schon McDonald’s einsehen.

Die angebotenen Menüs waren mehrheitlich indisch, ansonsten würden wohl nicht viele dort essen. Erstaunlich fand ich auch, dass das System zum gratis Nachfüllen beibehalten wurde. So können Getränke beliebig nachgefüllt werden. Ich glaube, dies funktioniert nur, weil die Kundschaft zur gut verdienenden Mittelschicht gehört. Die Preise sind im Vergleich längst nicht so günstig wie in der Schweiz und entsprechen den Preisen eines Mittelklasse-Restaurants. 

Beim Ab- und Wegräumen des Geschirrs ging es dann wieder indisch zu und her. Das Förderband war komplett überstellt und blockiert. Tabletts, Essensreste und Geschirr lagen kreuz und quer, dabei schien mir das System eigentlich selbsterklärend einfach zu sein.

Auch die Produkte sind für indische Verhältnisse nicht preisgünstig. Lustig fand ich einige indische Anpassungen. Zum Beispiel gibt es in der Küchenabteilung spezielle Schränke und Aufbewahrungslösungen, die auf die Bedürfnisse der indischen Küche abgestimmt sind. Ein großer Teil der indischen Küche erfordert eine Vielzahl von Gewürzen und Utensilien, und IKEA hat dafür clevere Lösungen entwickelt, wie zum Beispiel Schubladeneinsätze für Gewürzdosen und größere Schränke für Töpfe und Pfannen. Auch Besteck-Sets werden beispielsweise ohne Messer verkauft und die Ausstellungsräume sind kleiner gehalten und vollgestopfter. Der Fokus scheint auf normalen indisch-städtischen Mittelklasse-Familien zu liegen.

In der Textilabteilung wurde ich dann tatsächlich fündig. Ein Design, das mir gut gefallen hätte, war zwar nicht mehr verfügbar, aber ich habe schöne Bettwäsche und Fixleintücher gefunden. Interessant ist auch hier die Anpassung an den indischen Markt, denn es gab tatsächlich auch einfache indische Bed Sheets, wie sie hier üblich sind.

Modernes Indien- IKEA Bangalore

Ich denke, dass IKEA in Indien in Zukunft weitere Anpassungen vornehmen wird, denn der indische Markt ist riesig und sehr attraktiv. Es wird sich für den Konzern lohnen, seine indische Kundschaft nach ihren Bedürfnissen zu bedienen.

Wie immer stand ich mit mehr Dingen an der Kasse, als ich eigentlich kaufen wollte. Handtücher, Topflappen, Haken und einige andere Kleinigkeiten kamen dazu, und wir staunten nicht schlecht, als die Rechnung dann über 12.000 Rupien (132 Euro) betrug. 

Gut, in der Schweiz hätte ich für den gleichen Einkauf sicherlich mehr bezahlt, aber für indische Verhältnisse sind die Preise ziemlich hoch.

IKEA wird nach Chennai kommen, das steht außer Frage. Scheinbar sind sogar zwei Filialen geplant. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht. Klar würde IKEA viele neue Arbeitsplätze schaffen, aber viele kleinere Möbelgeschäfte würden den Riesen wohl langfristig nicht überleben. Glücklicherweise habe ich noch über drei Jahre Zeit!

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