Lesezeit: 5 Minuten
Diwali, oder auch Deepavali ist das Fest der Lichter und es ist eines der bedeutendsten hinduistischen Feste in Indien. Es steht für den Triumph des Lichts über die Dunkelheit und des Guten über das Böse. Während die beleuchteten Straßen und Häuser, die bunten Rangolis, die leckeren Snacks und Süßigkeiten die Magie von Diwali zeigen, gibt es auch eine weniger glänzende Seite, die nicht ignoriert werden kann. Die Schattenseiten von Diwali betreffen die Umwelt, die Tiere, die indische Gesellschaft und unsere Verantwortung als Einzelpersonen.
Umweltverschmutzung und Tierleid durch Feuerwerk
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich inzwischen Diwali gar nicht mehr mag. Freudig erwarte ich jedes Jahr das Ende dieses Festes, das Ende der ständigen Knallerei. Feuerwerk gehört zum traditionellen Deepavali dazu. Für Familien mit Kindern kann ich das auch verstehen, denn ich erinnere mich auch gern an den 1. August, den Nationalfeiertag der Schweiz, zurück. Denn da konnten wir Kinder auch mit dem Element Feuer experimentieren und wir staunten über die plötzlich roten und grünen Flammen der bengalischen Zundhölzer und das Funkenspiel der Wunschkerzen und Zuckerstöcke.
Doch hier in Indien ist es leider anders. Manchmal denke ich, es geht nur darum, viel Lärm zu machen. Böller, die eher kleinen Bomben gleichen, machen so viel Lärm und Krach, dass ich daran nichts Gutes mehr sehen kann. Die Böller sind dermaßen laut, dass man das Gefühl hat, dass ein Krieg ausgebrochen wäre.
Unsere Hunde, vor allem Simba, leiden sehr unter dieser Knallerei. Wie es den Tieren draußen geht, die sich kaum an einem sicheren Ort verstecken können, mag ich mir gar nicht vorstellen. Für Tiere ist Deepavali eine wahre Tortur. Sie können sich den lauten Böllern nicht entziehen und sind der Knallerei schutzlos ausgeliefert. Der Stress, den die Tiere erleiden, führt oft zu gesundheitlichen Problemen. Nicht selten kommt es zu Unfällen, bei denen Tiere durch herumliegende oder gezündete Knallkörper verletzt werden. Hunde, Katzen, Vögel, Kühe, … sind gleichermaßen betroffen.
Doch nicht nur die Tiere sind die Leidtragenden! Die Auswirkungen auf die Luftqualität in einer großen Metropole wie Chennai sind gravierend. Während und nach Deepavali messen viele indische Städte alarmierende Werte von Feinstaub und Schadstoffen in der Luft. Der Rauch, der durch Feuerwerkskörper entsteht, verschlechtert nicht nur die Sicht, sondern auch die Gesundheit der Menschen. Atemwegserkrankungen nehmen insbesondere bei Kindern und älteren Menschen zu.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Feuerwerk in der Schweiz so viel Rauch produzierte wie hier. Das liegt einerseits an strengeren Vorschriften und andererseits an qualitativ hochwertigeren Produkten. In Indien wird der größte Teil des Feuerwerks in Sivakasi, Tamil Nadu, hergestellt. Dort herrschen oft fragwürdige Arbeitsbedingungen. Wie es um die Menschenrechte und Sicherheitsstandards in diesen Fabriken bestellt ist, bleibt oft im Dunkeln.
Müllberge nach den Feierlichkeiten
Ein weiterer kritischer Punkt ist die enorme Menge an Abfall, die Deepavali hinterlässt. Im Vorfeld des Festes werden die Häuser aufwändig gereinigt und dekoriert, doch nach den Feierlichkeiten gleichen viele Straßen Müllhalden. Verpackungsmaterial, abgebrannte Knallkörper, Geschenkpapier und andere Rückstände bleiben einfach liegen. Die Verantwortung für die Entsorgung wird auf die städtischen Reinigungsdienste abgewälzt.
Das achtlose Wegwerfen von Abfall widerspricht dem eigentlichen Geist von Deepavali, das für Reinheit und Erneuerung steht. Mit einfachen Maßnahmen wie der Nutzung umweltfreundlicher Alternativen und der richtigen Entsorgung von Abfällen könnte ein großer Unterschied gemacht werden.
Erste Schritte in die richtige Richtung
Es gibt jedoch Hoffnung. Der Supreme Court of India hat in den letzten Jahren versucht, die negativen Auswirkungen von Deepavali zu minimieren. 2018 wurde hier in Chennai die Nutzung von Feuerwerk auf zwei Stunden beschränkt – morgens von 6 bis 7 Uhr und abends von 7 bis 8 Uhr. In einigen indischen Städten, beispielsweise in Delhi, wird Feuerwerk gänzlich verboten, da die Luftwerte in den Herbst- und Wintermonaten sowieso schon gesundheitsgefährdend sind.
Aber halten sich die Leute daran? Leider nicht! Viele besorgen sich illegal Feuerwerk und lassen sich diesen Spass nicht nehmen. In Chennai ist es ähnlich. Die Polizei ist zwar aktiv und verteilt Bußgelder, aber bei so vielen Menschen ist es schwierig, Verstöße zu ahnden. Und die Bussen von 200 Rupien sind auch zu niedrig. Immerhin wurden in Chennai letztes Jahr (2024) 1500 Personen gebüsst. Das hört sich erstmal nach viel an, ist aber nur ein kleiner Tropfen auf einen heißen Stein, wenn man bedenkt, dass Chennai eine Metropole mit annähernd 10 Millionen Bewohnern ist.
Und doch zeigen die Maßnahmen langsam Wirkung. Einige beginnen die Notwendigkeit von Veränderungen zu erkennen und immer mehr Familien entscheiden sich bewusst dafür, auf Feuerwerk zu verzichten oder umweltfreundlichere Alternativen zu nutzen. Auch wir haben vor vielen Jahren beschlossen, kein Feuerwerk mehr zu kaufen. Stattdessen spenden wir das Geld für einen guten Zweck oder unterstützen Menschen in Not.
Die Schattenseiten von Diwali müssen dringend stärker in den Fokus rücken. Die Regierung muss mehr über die negativen Folgen von Feuerwerk aufklären. Gerade in Tamil Nadu ist das etwas eine Gratwanderung, weil in Sivakasi viel Feuerwerk produziert wird. Diese Industrie schafft natürlich auch dringend notwendige Arbeitsplätze, die bei einem Verbot verloren gingen. Aber ich denke langfristig kommt man nicht darum herum, Alternativen zu suchen, um ein nachhaltiges und umweltfreundliches Lichterfest zu feiern.
Mehr über Diwali oder Deepavali erfahrst du auf meinem Blog: