Ich stecke gerade in einer Blog-Krise. Vielleicht ist es das 7te verflixte Jahr, denn kürzlich schrieb mir WordPress einen kleinen Glückwunsch-Gruß zum siebten Jahrestag meines Blogs. Sieben Jahre! Wow, das hätte ich so gar nicht gedacht.

Wie die Zeit doch rast – oder jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Je älter ich werde, desto schneller scheint die Zeit zwischen meinen Fingern zu zerrinnen.
Eine Blog-Krise ist nichts Neues. Das habe ich schon mehrmals durchgemacht und mich bisher immer wieder aufgerappelt. Doch dieses Mal fühlt es sich irgendwie anders an.
Seit sieben Jahren schreibe ich über mein Leben in Indien. Über die Schönheit, das Chaos, die kleinen Dinge, die mich staunen lassen – und manchmal auch an meine Grenzen bringen. Ich versuche Reisetipps zu geben und im weitesten Sinne kulturelle Brücken zu bauen.
Ich habe so viele Stunden mit Schreiben, Bearbeiten, Nachdenken, Recherchieren und Hochladen verbracht – so viel Zeit investiert. Mein Ziel, den Blog wenigstens kostenneutral zu machen, das heißt irgendwie die Hosting-Gebühren von meinem Blog zu generieren, ist fehlgeschlagen und von einem kleinen Taschengeld kann ich nur träumen!
Ich habe täglich zwischen 20-30 Besucher auf meinem Blog, da lohnt sich keine Vermarktung. Auch mit Affiliate-Links bin ich kläglich gescheitert und wurde aus dem Programm geworfen. Meine Leserschaft ist einfach zu klein.
Die Zauberformel, die ich überall las und hörte, war “Reichweite aufbauen”. Okay, ich versuchte SEO-konform, oder wenigstens konformer zu schreiben.
Leider ist es nicht mein Ding, reißerische Titel mit einer Zahl und einem Powerword zu konstruieren, durch die man bei Google besser sichtbar wird.
“10 Dinge, die du in Indien unbedingt machen musst”
oder
“Diese 12 Erlebnisse in Indien wirst du nie vergessen – echte Geheimtipps inklusive.“
Ich finde solche Titel schrecklich und ja – leider setzen sie sich durch und man sieht sie inzwischen überall.
Lustigerweise oder besser ironischerweise laufen gerade die Artikel, die ich auf diese Art verfasst habe tatsächlich am besten und haben die höchsten Aufrufzahlen.
Es würde also wahrscheinlich funktionieren. Aber so macht mir das Schreiben keinen Spaß!
Als ich nach Indien gekommen bin, habe ich Newsletter für meine Familie und Freunde geschrieben. Ich habe einmal pro Monat einen Brief verfasst und diesen per Mail verschickt. Ich hatte ein so großes Bedürfnis, über meine Erlebnisse zu sprechen, zu schreiben und diese zu teilen. Aber ich denke, die wenigsten haben diese Mails wohl gelesen oder mir mal eine kleine Rückmeldung gegeben. Es war frustrierend und nach einiger Zeit gab ich auf. Warum sollte ich Newsletter verfassen, wenn niemand daran Interesse zeigte?
Irgendwann bin ich auf einen Blog gestoßen, den ich mit großem Interesse gelesen habe. Und ich dachte mir, dass dies vielleicht eine Möglichkeit sei, meine Gedanken und Erlebnisse festzuhalten. So wurde ich Bloggerin. Erst mit der Gratis-Version von WordPress. Und ja, ich freute mich über Leserinnen und Leser und ich freute mich über Austausch und Kommentare. (Was ich natürlich auch heute noch tue.)
Doch die Zeiten verändern sich, alles scheint hektischer, gestresster, schneller, konsumorientierter …
Ich frage mich immer öfter: Liest das überhaupt jemand? Interessiert sich jemand dafür? Warum tue ich mir das eigentlich an? Könntest du die Zeit nicht besser nutzen?
Meine Aufrufzahlen sind bescheiden und Reaktionen selten. Oft fühlt es sich an, als würde ich in einen leeren Raum sprechen.
Tja, das bin nicht ich- so macht schreiben keinen Spaß mehr. Diese SEO-orientierte Art zu schreiben, macht mich schier verrückt.
Ich schreibe einfach, was mich bewegt – aber scheinbar ist das heute nicht mehr genug. Ein Podcast sollte es sein oder noch besser ein Youtube-Channel. Denn heute wollen viele nicht mehr Artikel lesen, sondern lieber während der Zugfahrt einen Podcast hören oder ein Video sehen. Anstrengungslos, konsumorientiert und kostenlos.
Ich will mich da auch gar nicht ausschließen, denn auch ich schaue gerne Videos oder höre Podcasts. Vielleicht sollte ich wirklich mit der Zeit gehen. Das Mantra Indiens, „Go with the flow”, wäre vielleicht auch hier angebracht. Nicht stehenbleiben, sich weiterentwickeln, neue Technologien lernen, Neues ausprobieren.
Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ob ich eine Pause brauche. Oder eine neue Richtung. Oder ob ich irgendwann sagen muss: Es reicht.
Vielleicht ist es nach 7 Jahren Zeit, sich zu verabschieden und die Energien und Ressourcen für etwas anderes zu verwenden.
So verabschiede ich mich erstmal in eine Pause.
Ich danke meinen treuen Leserinnen und Leser für das Interesse und Verständnis.
Liebe Grüsse aus Chennai
Irène
6 Antworten
Liebe Irene,
ja… 7 Jahre sind eine lange Zeit.
Ich glaube Dir gern, wenn es Dich frustriert, dass Du wenig Rückmeldungen bekommst.
Auch “Asche auf mein Haupt”! Denn ich habe, wenn ich mich richtig erinnere, nur zweimal reagiert. Zuwenig für Deine schönen Berichte.
Diese bekomme ich als Mail und ich erscheine sicher somit nicht in der Statistik.
Liebe Irene, ich hoffe es wird nur eine Pause, kurz oder länger ist egal… Hauptsache nur eine PAUSE! Schöpfe Kraft, schalte ab, aber komm bitte wieder.
Ich würde mich freuen.
Viele Grüße
Dora
Liebe Dora, herzlichen Dank für deine lieben Zeilen. Liebe Grüsse aus Chennai Irène
Liebe Irène, ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Nimm dir Zeit und höre auf dein Herz. Ich würde mich freuen über weitere Geschichten aus dem faszinierenden Indien. Liebe Grüsse aus der Zentralschweiz, Sandra
Liebe Sandra, danke für die liebe Nachricht. Liebe Grüsse zurück in die Schweiz. Irène
Denke ich auf oft drüber nach, aber dann beruhige ich mich mit der Erklärung, es einfach als Tagebuch zu sehen und meine innere „Ablage“ zu betrachten. Irgendwo muss ich mit meinem Gedankensalat ja hin. Genieß die Pause und lass es geschehen!
Danke dir! Liebe Grüsse nach Berlin.